Üblicherweise kennzeichnet der Equal Pay Day in den verschiedenen Ländern rechnerisch den Tag, bis zu dem oder ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden, wenn sie ab oder bis zu dem Tag (gesamtgesellschaftlich) die gleiche Lohnsumme wie die Männer bekämen. In Deutschland fällt er 2022 auf den 7. März. Für Studentinnen jedoch wäre der Equal Pay Day bereits am 2. Januar gewesen, denn in den vergangenen Jahren hat sich die Lohnlücke im Bereich der studentischen Nebenjobs zunehmend geschlossen.
Unbereinigter versus bereinigter Gender Pay Gap
Zu unterscheiden gilt hier hinsichtlich Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen, Studenten und Studentinnen und bereinigter und unbereinigter Gender Pay Gap.
Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer*innen miteinander. Somit wird auch der Teil des Verdienstunterschieds erfasst, der beispielsweise durch unterschiedliche Berufe oder Karrierestufen verursacht wird. Dagegen misst der bereinigte Gender Pay Gap den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Strukturbedingte Faktoren sind hier also weitgehend herausgerechnet.
Blickt man allein auf studentische Jobs, so ergibt sich ein anderes Bild: Studentinnen und Studenten verdienen im Schnitt in ihren Jobs nahezu gleich viel – lediglich 0,6 % Unterschied. Diese Ergebnisse entstammen unserer Fachkraft 2030-Datenerhebung.
Gender Pay Gap in Bezug auf Gehaltserwartung nach Studium
Gibt es im Studium kaum ein Lohngefälle, passiert etwas Entscheidendes beim Übergang in den Beruf nach Studienabschluss. Nach dem Studium sehen wir eine reale Lohnlücke und Studentinnen erwarten auch weniger Gehalt als Studenten – obwohl sie das identische Studienfach belegt haben und in derselben Zielbranche arbeiten wollen. Es geht hier also nicht um Lohnunterschiede wegen schlechter bezahlten Arbeitsbereichen oder Branchen.
So erwarten Studenten nach dem Studium deutlich mehr Gehalt als Studentinnen. Ihre Erwartungen übersteigen die ihrer Kommilitoninnen im Laufe des zukünftigen Berufslebens um bis zu 20 % (die Werte sind hier bereinigte Werte). Ein Student beispielsweise im Fach Maschinenbau, der später als Ingenieur in der Automobilbranche tätig werden will, malt sich also deutlich mehr Gehalt aus als eine Studentin aus demselben Studienfach und derselben Zielbranche.
Ist das konventionelle Rollenbild weiterhin entscheidend?
Woran liegt es, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor weniger verdienen als Männer und die Lohnlücke eben nicht nur in den Köpfen existiert? Ist weiterhin das konventionelle Rollenbild entscheidend, wie Auftreten und Verhandlungsgeschick letztlich das (Einstiegs-)Gehalt bestimmen? Und dass es so etwas wie den Equal Pay Day überhaupt gibt?