Michael Scharsig

Eine Auszeit vom Job - Warum ein Sabbatical sinnvoll ist

Michael Scharsig
Michael Scharsig
veröffentlicht am 2.6.2016

Ans andere Ende der Welt reisen, mehr Zeit für die Familie haben, ein Haus bauen oder einfach mal den Kopf so richtig frei kriegen und sich vom stressigen Joballtag eine Pause nehmen. Jeder hat seine ganz persönlichen Gründe für eine Auszeit vom Beruf, oder wie man es immer öfter hört: ein Sabbatical.

Natürlich kommt der trendige Name mal wieder aus den USA. Dabei hatten bei einem “Sabbatical” ursprünglich die Professoren an amerikanischen Universitäten die Möglichkeit, sich ein Jahr lang ungestört der Forschung zu widmen. Dieses Konzept wurde aber nach und nach von der Wirtschaft übernommen und insbesondere stark strapazierte Start-Up-Mitarbeiter, die mal wieder aus ihrem Hamsterrad rauskommen wollten, haben die Idee des Sabbatjahrs adaptiert und damit auch außerhalb der USA populär gemacht.

Doch was muss man alles beachten, wenn man eine mehrmonatige Auszeit vom Job nehmen will, wie überzeugt man seinen Chef und welchen Nutzen hat ein Sabbatical des Mitarbeiters für das Unternehmen? Diese Fragen wollen wir im Folgenden beantworten.

Einfach mal aussteigen: Wie es geht

Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat es aufgezeigt: Gut die Hälfte (49 %) der deutschen Arbeitnehmer würde gerne eine längere berufliche Auszeit nehmen - von drei Monaten bis zu einem Jahr. Insgesamt gaben dabei 1.000 Befragte aller Altersklassen Auskunft über ihre Wünsche und Erwartungen an ein Sabbatjahr. Zu viel Stress und der Wunsch nach längeren Reisen waren dabei die Top Beweggründe. Bis heute dürfte sich diese Zahl weiter gesteigert haben. Natürlich muss die Auszeit dabei nicht zwangsläufig nur für Urlaub genutzt werden. Auch Weiterbildungen, ehrenamtliches Engagement, Sprachkurse oder private Projekte können ein guter Grund für eine längere Auszeit vom Job sein. Auf welche Punkte man unbedingt achten sollte, führen wir im Folgenden auf:

  • Vorlaufzeit

Wer einen lang gehegten Wunsch nach einem Sabbatical endlich erfüllen will, der sollte genügen Vorlaufzeit für die Planung und Konkretisierung einplanen. Vorallem der Chef sollte so früh wie möglich eingebunden werden, um eine Realisierung überhaupt möglich zu machen. Ohne sein GO fallen nämlich auch alle bereits vorgeplanten Ideen leider ins Wasser.

  • Plan festlegen

Wohin soll es gehen? Wie will man die Auszeit möglichst effizient nutzen? Was sind die persönlichen Ziele dabei? Wer sich genau darüber im Klaren ist, was er während einer Auszeit erleben will, der kann schon mal für sich selbst eine Route vorzeichnen und hat auch später keinen Durchhänger, wenn die ersten Monate Auszeit vorbei sind.

  • Absprache mit Familie/Partner

Sofern man nicht ungebunden ist, sollte man eine längere Auszeit unbedingt mit dem Partner bzw. der Familie absprechen. Vorallem dann, wenn es über einen längeren Zeitraum ins Ausland gehen soll. Gehen alle zusammen oder tut man dies alleine? Wie regelt man anfallende private Dinge in der Zeit? Und was ist mit der Finanzierung? Schließlich fehlt in der Zeit das sonst pünktlich auf dem Konto landende Einkommen. Wobei wir zum folgenden Punkt kommen.

  • Finanzierung

In der Regel nimmt man während eines Sabbaticals unbezahlten Urlaub. Wer da nicht vorgesorgt und für einen längeren Zeitraum genügend finanzielle Puffer eingebaut hat, den werden früher oder später Sorgen plagen. Wie viel Geld wird man also für seine Unternehmungen brauchen, wo kann man Kosten sparen, z.B. indem man seine Wohnung zwischenvermietet oder bestimmte Dienstleistungen für einen Zeitraum kündigt. Bleibt genügend Geld für etwaige unerwartete Situationen? Wer diese Punkte sorgsam abarbeitet, der wird während seines Sabbaticals auch ruhig schlafen können.

  • Versicherungen

Wer mehr als einen Monat unbezahlten Urlaub nimmt, der wird nicht mehr über den Arbeitgeber versichert, sondern muss sich um seine Sozialversicherungen selber kümmern. Wer die Zeit zudem im Ausland verbringt, sollte den Umfang seines Versicherungsschutzes klären. Bleibt man in Europa, so greift meist die gesetzliche Krankenversicherung. Für andere Regionen sollte man eine spezielle Auslands-Krankenversicherung abschließen.

  • Wiedereinstieg

Ebenso wie den Ausstieg, sollte man auch den Wiedereinstieg in den Job planen. Wer nämlich nach mehreren Monaten in den Job vollzeit zurückkehrt, kommt womöglich nicht direkt klar mit dem stressigen Joballtag, die schöne Erholung ist dann schneller weg als man denkt! Es macht daher Sinn, hier eine Zeit zur Wiedereingewöhnung einzuplanen, z.B. indem man erst mit weniger Wochenstunden einsteigt und diese nach und nach an das ursprüngliche Pensum anpasst. Hier unbedingt vorher mit dem Chef auch solche Punkte absprechen!

Den Chef vom Sabbatical überzeugen

Wer eine Auszeit vom Job nehmen will, der darf nicht immer davon ausgehen, dass sein Vorhaben beim Chef auf Begeisterung stoßen wird. Aber ohne ein ausdrückliches “Ja” des Vorgesetzten, stehen die Chancen leider schlecht, denn einen gesetzlichen Anspruch auf ein Sabbatical hat man hierzulande nicht. Besonders gute Chancen hat daher derjenige, der nicht bloß seinen Wunsch nach einer Auszeit äußert, sondern bereits ein fertiges und gut durchdachtes Konzept präsentiert, wie beispielsweise seine Aufgaben in der Abwesenheit organisiert werden sollen. Wer zudem gute Argumente dafür hat, dass er nach der Auszeit wieder voller Elan im Job durchstarten will, der hat schon mal gute Karten, um das “Go” vom Chef zu bekommen. Denn natürlich ist ein erholter, geistig und körperlich fitter Mitarbeiter sehr viel nützlicher für das Unternehmen, als einer, der kurz vor dem Kollaps steht.

Achten sollte man auf jeden Fall darauf, seinen Wunsch inklusive Konzept früh genug einzureichen. Je nach Position und Aufgaben des Mitarbeiters, kann die Umsetzung des Projekts Sabbatical durchaus mehrere Wochen oder gar Monate Zeit in Anspruch nehmen. Hat man es aber letztlich geschafft, bietet es sich an, schriftlich festzuhalten, welche Regelungen oder Besonderheiten man für die Zeit des Sabbaticals ausgehandelt hat. So bleiben beide Parteien auf der sicheren Seite.

Studitemps Fazit:

Fakt ist: auch in Deutschland wird eine Auszeit nach amerikanischem Sabbatical-Vorbild immer beliebter. Immer mehr Arbeitnehmer wollen eine mehrmonatige Auszeit vom Job nehmen, um mal wieder richtig Zeit für sich zu haben, zu entspannen, fremde Länder zu bereisen und den eigenen Horizont zu erweitern.

Doch was hat ein Unternehmen davon? Im Idealfall bekommt es einen erholten und um zahlreiche Erfahrungen bereicherten Mitarbeiter zurück. Ein Umstand, von dem ein Unternehmen nur profitieren kann. Auch stärkt es die Mitarbeiterbindung, wenn man seinen Angestellten das Vertrauen entgegenbringt und sie in ihrem Vorhaben unterstützt auch mal abseits des Tellerrands zu schauen. In Puncto Employer Branding ist es zudem ein nicht zu unterschätzender Benefit.

Eine Sabbatauszeit kann aber auch präventiv wirken. Zum Beispiel bei stark beanspruchten Mitarbeitern, die bereits Anzeichen eines Burn-out-Syndroms oder Bore-outs vorweisen und bei denen sonst ein kompletter Ausfall zu befürchten ist. In einem solchen Fall kann ein Sabbatical sowohl für den Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer die optimale Lösung sein, um die Reißleine früh genug zu ziehen und nach der Auszeit wieder gut erholt, leistungsstark und motiviert zurückzukommen.

Michael Scharsig
Über den/die Autor*in

Michael Scharsig

Mein Name ist Michael, ich habe früher für jobvalley gearbeitet und Artikel für das Jobmensa Magazin verfasst. 2013 habe ich mein JPR-Studium (Journalismus/Public Relations) abgeschlossen. Parallel dazu war ich rund zwei Jahre als Online-Fußballredakteur in NRW unterwegs und bin anschließend für drei Monate nach London gegangen. Dort lernte ich dann Marketing und Instagram näher kennen. In meiner letzten Station hatte ich als PR-Volontär mit Social Media und Blogger Relations zu tun. Privat bin ich außerdem Filmblogger und habe 2014 eine Rock-am-Ring-Facebook-Seite betreut, die sich dafür einsetzte, dass Festival in meine Heimat zu holen. Hat nicht geklappt, aber Spaß hat's gemacht.

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