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Zusammenarbeit mit Freelancer*innen: Was gilt es zu beachten?

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veröffentlicht am 1.7.2025

Im modernen Arbeitsmarkt sind Freelancer*innen aus dem B2B-Bereich nicht mehr wegzudenken. Freelancer ist die englische Bezeichnung für selbstständige Personen, die projektbezogen arbeiten und ihre Dienstleistungen Unternehmen anbieten. Sie bieten Unternehmen die Möglichkeit, hochspezialisierte Leistungen flexibel und projektbezogen abzurufen. Doch der Einsatz von externen Expert*innen bringt nicht nur Chancen, sondern auch juristische, organisatorische und strategische Herausforderungen mit sich. Wer als Unternehmen mit Freelancer*innen zusammenarbeitet, muss mehr beachten als nur das passende Honorar.

Abgrenzung zur Festanstellung: Scheinselbstständigkeit vermeiden

Ein zentrales Thema bei der Zusammenarbeit mit Freelancer*innen ist die Scheinselbstständigkeit. Diese liegt vor, wenn ein*e Freelancer*in formal selbständig agiert, tatsächlich aber weisungsgebunden wie ein*e Angestellte*r arbeitet. Die Deutsche Rentenversicherung prüft in solchen Fällen, ob ein abhängiges Beschäftigungsverhältnis vorliegt. Die Folgen für Unternehmen können gravierend sein: Nachzahlungen von Sozialabgaben, Strafzahlungen und rufschädigende Verfahren.

Es gibt verschiedene Begriffe wie Freelancer, Freiberufler und Gewerbetreibender, die unterschiedliche rechtliche Einordnungen und steuerliche Pflichten mit sich bringen. Während Freiberufler bestimmten Berufsgruppen angehören und meist keine Gewerbeanmeldung benötigen, gelten Gewerbetreibende als unternehmerisch tätige Personen mit Gewerbesteuerpflicht. Freelancer können sowohl freiberufliche als auch gewerbliche Tätigkeiten ausüben.

Unternehmen sollten darauf achten, dass Freelancer*innen frei über Ort, Zeit und Art der Leistungserbringung entscheiden können. Sie dürfen keinen festen Arbeitsplatz im Unternehmen nutzen und nicht in bestehende Betriebsstrukturen eingebunden werden. Eine präzise vertragliche Regelung sowie deren konsequente Umsetzung in der Praxis sind unerlässlich. Im Zweifel schafft ein Statusfeststellungsverfahren bei der Deutschen Rentenversicherung Klarheit.

Vertragliche Gestaltung: Klarheit schafft Sicherheit

Ein professioneller Freelance-Vertrag ist das Fundament einer rechtskonformen Zusammenarbeit. Entscheidend sind dabei eine klare Leistungsbeschreibung mit konkreten Zielen und Fristen, transparente Vergütungsregelungen, Vertraulichkeitsvereinbarungen zum Schutz sensibler Daten, eindeutig geregelte Nutzungsrechte an den Arbeitsergebnissen sowie Haftungs- und Gewährleistungsregelungen. Standardisierte Verträge bergen die Gefahr von rechtlichen Unklarheiten, weshalb eine individuelle Anpassung an jedes Projekt zu empfehlen ist. Freelancer arbeiten in der Regel auf Basis eines Dienstvertrages oder Werkvertrages, wobei die Bezahlung erfolgt nach vertraglicher Vereinbarung – entweder stundenweise, pauschal oder nach Projektfortschritt.

Rechtliche Grundlagen: Einblick in das relevante Regelwerk

Die Zusammenarbeit mit Freelancer*innen ist juristisch durch verschiedene gesetzliche Grundlagen geregelt. Relevant sind insbesondere der §2 Abs. 1 Nr. 9 SGB VI hinsichtlich der Kriterien der Selbstständigkeit im Rentenversicherungsrecht, §611a BGB zur Abgrenzung zwischen Arbeits- und Dienstverhältnissen sowie das Statusfeststellungsverfahren nach §7a SGB IV. Bei kreativen Leistungen kann zudem das Künstlersozialversicherungsgesetz eine Rolle spielen. Darüber hinaus gelten je nach Branche weitere spezifische Bestimmungen, die Auftraggeber*innen in ihre Planung einbeziehen sollten.

Freelancer unterliegen der Pflicht zur Abführung von Steuern, insbesondere Einkommensteuer und gegebenenfalls Umsatzsteuer. Ihr Einkommen muss korrekt erfasst und versteuert werden. Im Unterschied zu Freiberuflern, die bestimmten Berufsgruppen angehören und meist keine Gewerbesteuer zahlen, sind Gewerbetreibende ab einem bestimmten Gewinn gewerbesteuerpflichtig. Die Erstellung von Rechnungen und die korrekte Abrechnung der erbrachten Dienstleistungen sind für Freelancer essenziell, um steuerliche und rechtliche Anforderungen zu erfüllen.

Freelancer*innen als strategische Ressource

Neben juristischen Aspekten ist die strategische Perspektive entscheidend. Unternehmen profitieren besonders in volatilen oder innovationsgetriebenen Branchen von der Zusammenarbeit mit Freelancer*innen. Sie können Know-how punktuell einkaufen, Kapazitätsspitzen abfangen und Projekte beschleunigen. Die Herausforderung liegt darin, die richtige Balance zwischen Flexibilität und Kontrolle zu finden. Eine strategische Freelancer*innen-Policy, definiert durch klare Prozesse, Auswahlkriterien und Budgetrahmen, hilft, den Einsatz effizient und rechtssicher zu gestalten. Freelancer*innen betreuen häufig mehrere Auftraggeber*innen gleichzeitig, was ihnen ermöglicht, ihre Einkommensbasis zu diversifizieren und flexibel auf verschiedene Projekten und Aufgaben zu reagieren.

Wie Unternehmen Freelancer*innen finden

Unternehmen, die auf der Suche nach qualifizierten Freelancer*innen sind, haben heute zahlreiche Möglichkeiten, passende Talente zu entdecken. Besonders beliebt sind spezialisierte Freelancer*innen-Plattformen, die als digitaler Marktplatz für Aufträge und Projekte dienen. Hier können Unternehmen gezielt nach Profilen suchen, die den Anforderungen ihres Projekts entsprechen. Auch soziale Medien oder branchenspezifische Gruppen bieten eine gute Gelegenheit, mit Freelancer*innen in Kontakt zu treten und Empfehlungen aus dem eigenen Netzwerk zu nutzen.

Um die richtige*n Freelancer*in für einen Auftrag zu finden, sollten Unternehmen ihre Anforderungen und Ziele klar definieren. Eine präzise Beschreibung des Projekts hilft dabei, die passenden Fähigkeiten und Erfahrungen zu identifizieren. Zudem lohnt sich ein Blick auf Bewertungen, Referenzen und bisherige Arbeiten der Freelancer*innen, um die Qualität und Zuverlässigkeit einschätzen zu können. So gelingt es, die besten Expert*innen für das eigene Unternehmen zu gewinnen und erfolgreiche Projekte umzusetzen.

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Typische Einsatzgebiete von Freelancer*innen

Freelancer*innen werden häufig in Bereichen eingesetzt, die ein hohes Maß an Spezialisierung erfordern oder in denen der Personalbedarf projektbedingt schwankt. Dazu zählen insbesondere IT- und Softwareentwicklung, Grafikdesign, Texterstellung, Marketing, Consulting, Projektmanagement sowie Video- und Content-Produktion. Auch technische Redaktionen, UX-Design, Datenanalyse, Übersetzungsleistungen oder Trainingsangebote werden oft von Selbständigen übernommen. Die Vielfalt der Tätigkeiten, Berufe und Berufsgruppen, die Freelancer*innen abdecken, reicht von klassischen Jobs bis hin zu digitalen Dienstleistungen wie App-Entwicklung, Social Media Management oder der Optimierung von Profilen auf Plattformen. Unternehmen greifen besonders dann auf externe Fachkräfte zurück, wenn internes Know-how fehlt, zeitlich befristete Anforderungen bestehen oder innovative Impulse von außen gewünscht sind. Die Vielfalt der Tätigkeitsfelder macht Freelancer*innen zu einer wertvollen Ressource für nahezu jede Branche.

Vorteile von Freelancern für Unternehmen

Für Unternehmen bieten Freelancer*innen zahlreiche Vorteile, die weit über die reine Kosteneffizienz hinausgehen. Sie ermöglichen es, flexibel auf wechselnde Anforderungen und kurzfristige Projekte zu reagieren, ohne langfristige Verpflichtungen einzugehen. Gerade bei spezialisierten Aufträgen oder in Phasen mit erhöhtem Arbeitsaufkommen können Unternehmen gezielt auf das Know-how von Freelancer*innen zurückgreifen und so ihre Projekte effizient und termingerecht umsetzen.

Ein weiterer Vorteil liegt in der Vielfalt der Kompetenzen, die Freelancer*innen in ein Unternehmen einbringen. Oft verfügen sie über spezifische Fachkenntnisse und Erfahrungen, die intern nicht vorhanden sind. Durch die Zusammenarbeit mit Freelancer*innen können Unternehmen innovative Impulse erhalten und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Wichtig ist dabei, die passenden Freelancer*innen für die jeweiligen Aufgaben zu finden und eine vertrauensvolle, professionelle Zusammenarbeit zu etablieren, um die bestmöglichen Ergebnisse für alle Beteiligten zu erzielen.

Herausforderungen in der Praxis

Typische Stolperfallen bei der Zusammenarbeit mit Freelancer*innen ergeben sich oft aus fehlender Transparenz über Arbeitszeiten und Leistungsfortschritt, unzureichender Kommunikation oder unklaren Verantwortlichkeiten im Projektverlauf. Auch eine mangelhafte Dokumentation von Ergebnissen kann zu Problemen führen. Abhilfe schaffen hier digitale Tools für das Freelancer*innen-Management, gut strukturierte Briefings und regelmäßige Feedbackzyklen. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind klare Aufgabenbeschreibungen, die Sicherstellung von Qualitätsarbeit sowie die Einbindung in Teams und die Abstimmung mit internen Mitarbeiter*innen entscheidend.

Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden und Freelancer*innen

Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen internen Mitarbeiter*innen und externen Freelancer*innen ist ein entscheidender Faktor für den Projekterfolg. Unternehmen sollten von Anfang an klar definieren, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten bei den internen Mitarbeitenden und welche bei den Freelancer*innen liegen. So wird sichergestellt, dass alle Beteiligten wissen, was von ihnen erwartet wird und wie die Zusammenarbeit abläuft.

Regelmäßige Kommunikation, transparente Prozesse und eine offene Feedbackkultur sind unerlässlich, um Missverständnisse zu vermeiden und die Qualität der Arbeit zu sichern. Unternehmen sollten sowohl ihren Mitarbeiter*innen als auch den Freelancer*innen die notwendige Unterstützung bieten, damit alle Aufgaben effizient und zielgerichtet erledigt werden können. Durch eine strukturierte Zusammenarbeit und gegenseitige Wertschätzung lassen sich Projekte erfolgreich umsetzen und die Vorteile beider Arbeitsformen optimal nutzen.

FAQs zum Einsatz von Freelancer*innen

  1. Was ist der Unterschied zwischen Freelancer*in und Werkvertragsnehmer*in? Freelancer*innen arbeiten meist auf Dienstvertragsbasis, Werkvertragsnehmer*innen schulden ein konkretes Ergebnis.

  2. Dürfen Freelancer*innen dauerhaft beauftragt werden? Ja, aber ohne Eingliederung in die Unternehmensstruktur und unter Beachtung der Scheinselbständigkeit.

  3. Wie kann Scheinselbstständigkeit vermieden werden? Durch klare Abgrenzung zu Arbeitnehmer*innen: keine Weisungsgebundenheit, keine Integration.

  4. Wer haftet bei Fehlern des*der Freelancer*in? Das hängt vom Vertrag ab. Empfehlenswert ist eine Haftungsregelung und ggf. eine Berufshaftpflichtversicherung.

  5. Müssen Sozialabgaben für Freelancer*innen gezahlt werden? In der Regel nicht. Ausnahme: Scheinselbstständigkeit oder Abgabepflicht zur Künstlersozialkasse.

  6. Wie erfolgt die Abrechnung? Nach vereinbarten Tagessätzen, Stunden oder Projektpauschalen, meist zzgl. Umsatzsteuer.

  7. Können Freelancer*innen in internen Tools arbeiten? Ja, sofern dies nicht zur Eingliederung führt und datenschutzrechtlich abgesichert ist.

  8. Was ist ein Statusfeststellungsverfahren? Ein Verfahren der Deutschen Rentenversicherung zur Klärung, ob eine Selbstständigkeit vorliegt.

  9. Welche Risiken bestehen bei falscher Einstufung? Nachzahlungen, Bußgelder, strafrechtliche Konsequenzen.

  10. Gibt es gesetzliche Mindestanforderungen an Verträge mit Freelancer*innen? Nein, aber klare vertragliche Regelungen sind dringend zu empfehlen.

  11. Welche Nachteile hat das Freelancer-Dasein? Zu den Nachteilen zählen ein schwankendes Einkommen, das Fehlen eines festen Einkommens, keine soziale Absicherung wie bei Arbeitnehmern und ein höheres Risiko bei Krankheit oder Auftragsmangel.

Zusammenfassung: Das müssen Unternehmen beachten

Die Zusammenarbeit mit Freelancer*innen bietet Unternehmen eine wertvolle Kombination aus Flexibilität und Fachkompetenz, sofern die rechtlichen Rahmenbedingungen von Beginn an sorgfältig beachtet werden. Dabei gilt es, insbesondere das Risiko der Scheinselbstständigkeit konsequent zu vermeiden und eine eindeutige vertragliche Grundlage zu schaffen. Die rechtliche Einordnung orientiert sich an zentralen Normen wie dem SGB IV oder dem BGB, wobei auch branchenspezifische Besonderheiten eine Rolle spielen können. Wichtig ist eine strategisch durchdachte Integration von Freelancer*innen, die einerseits die Eigenverantwortung der externen Fachkräfte respektiert, andererseits aber auch Transparenz, Datenschutz und klare Kommunikationswege sicherstellt. Selbst bei langfristiger Zusammenarbeit muss darauf geachtet werden, dass keine betriebliche Eingliederung erfolgt. Ein strukturierter Auswahlprozess, klare Zieldefinitionen und moderne digitale Tools fördern die Effizienz und Qualität der Projekte. Dieser Artikel deckt alle wichtigen Aspekte rund um das Thema Freelancer ab und bietet praktische Tipps für Unternehmen und Freelancer, um die Zusammenarbeit erfolgreich und rechtssicher zu gestalten. Wenn alle Rahmenbedingungen stimmen, entsteht eine partnerschaftliche Kooperation, die sowohl dem Unternehmen als auch den Freelancer*innen nachhaltigen Erfolg ermöglicht.

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