Wenn Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck über die Beschäftigungssituation in Deutschland spricht, ersetzt er den über Jahre zementierten „Fachkräftemangel“ immer häufiger durch das Wort „Arbeitskräftemangel“. Soll heißen: Der Wirtschaft fehlen nicht mehr nur die, die bereits einen Hochschulabschluss, Gesellen- oder Meisterbrief in der Tasche haben. Nein, inzwischen ist der Mangel überall angekommen, in (nahezu) allen Branchen, allen Einkommensgruppen und Beschäftigungsarten. Deutschland, das will Habeck sagen, hat schon heute ein gewaltiges Personalproblem. Und das, obwohl die demografische Keule gerade erst so richtig zum Schwung ausholt.
Für Studierende lassen sich aus dieser ernüchternden Bestandsaufnahme hingegen spannende Potenziale ableiten. Einerseits, weil die Jobaussichten nach dem Abschluss gut bis glänzend sind, je nach Fachrichtung. Andererseits, weil auch schon im Studium lukrative Jobmöglichkeiten warten. Denn wer sonst wäre besser geeignet, zumindest solchen Bedarf mit Arbeitsleben zu füllen, der in vielen Betrieben tage-, wochen- oder monatsweise anfällt? Zumal es mit unserem Erfahrungshorizont als führender Stellenvermittler für Studierende nur bedingt eine Rolle spielt, ob es sich dabei um einen Job an der Kinokasse, in der Buchhaltung, an der Rezeption, beim Bringdienst oder im Labor handelt. Denn bei guter Bezahlung können für Studierende – beispielsweise in Lernphasen oder als Übergang – selbst einfache Tätigkeiten etwas sehr Sinnstiftendes haben. In jungen Jahren, so heißt es doch, hat man schließlich immer eine Wahl.
Aber trifft das momentan zu? Ist wirklich noch alles easy für Studierende?
Leider nein: Die studentische Lust am gelegentlichen Arbeiten weicht angesichts der enorm gestiegenen Kosten immer mehr der Notwendigkeit. Passend dazu beobachten wir bei jobvalley schon etwas länger, dass sich die durchschnittlichen Wochenarbeitszeiten der Studierenden (bei gleichbleibender Studienbelastung) in zahlreichen Branchen erhöhen. Und auch die Ursache können wir dank unserer Studienreihe Fachkraft 2030 konkret messen: Nämlich das Ausmaß, in dem die Mieten in den zurückliegenden Monaten nochmals gestiegen sind, neuerdings im Duett mit anderweitig galoppierenden Lebenshaltungskosten.
Bei den Wohnkosten war es von 2021 zu 2022 ein weiteres Plus von gut 6 Prozent, sodass wir uns hier bundesweit und pro Kopf bereits in Bereichen von durchschnittlich 450 Euro im Monat bewegen. Sogar 12 Prozent betrug der Zuwachs im selben Zeitraum bei den Kosten für Lebensmittel – auf durchschnittlich fast 200 Euro pro Monat. On top kommen Handyvertrag, Semestergebühren, dazu Kosten für Kleidung, Lernliteratur, Tutorien und anderes, wozu natürlich auch das wohlverdiente Bierchen am Wochenende zählt. Insofern wird deutlich, dass das Studieren in Deutschland zu einer ziemlich kostspieligen Angelegenheit geworden ist.
Keine Frage, die Gewinnchancen sind und bleiben dabei auf lange Sicht hoch. Dennoch kann niemandem gefallen, dass auf dem Weg in den Beruf schon vor der zugespitzten Kostenkrise rund 30 Prozent aller Studierenden in Armut lebten. Da dürften die lange nur angekündigten Einmalzahlungen von 200 Euro wie ein Hohn wirken.
Der studentische Jobmarkt – ein großes Potenzial
Und das studentische Jobben? Für Studierende stellen Arbeitszeiten am Abend oder an Wochenenden nicht nur kein Problem dar, sie werden sogar vielfach explizit gewünscht – gerne flexibel und passend zum Stundenplan. Aber angesichts der geschilderten Ausgangslage wäre es natürlich unzutreffend, diese in Teilen spezielle Art des Geldverdienens zum Problemlöser Nummer 1 zu verklären. Was aber mit Sicherheit gilt: Studentisches Arbeiten kann sehr effektiv helfen, einen Teil der offenen Bedarfe am Stellenmarkt abzufedern – und einen noch größeren Teil des individuellen Finanzbedarfs junger Menschen. Daraus ließe sich ableiten, dass es volkswirtschaftlich und mit Blick nach vorne absolut Sinn macht, sich dem studentischen Jobmarkt noch etwas intensiver als sonst zu widmen.