29. November 2018 - Während Konzerne beim Werben um den akademischen Nachwuchs auf hohe Bekanntheitswerte bauen können, haben Hidden Champions hier erwartungsgemäß ein Defizit. Das Ausmaß dieser Unterschiede geht aus einer aktuellen Analyse der Studienreihe „Fachkraft 2030“ hervor, die zugleich alternative personalstrategische Potenziale benennt. Den vorliegenden Zahlen zufolge lauten die zentralen Attribute der akademischen Zielgruppe für Hidden Champions: Männlich, Master und vor allem Migrationshintergrund. An der Untersuchung haben bundesweit 32.000 Studierende teilgenommen.
Die Frage nach den beruflichen Zielsetzungen von Hochschulabsolventen wird aus personalstrategischer Sicht immer wichtiger. Dafür sprechen nicht nur die aktuellen Zahlen zur Beschäftigungssituation in Deutschland (Tendenz Vollbeschäftigung), sondern auch langfristige demografische Effekte (Tendenz Alterung) und anhaltende Richtungsentscheidungen in der Binnenmigration (Tendenz Stadt). In der Folge ist absehbar, dass personelle Spielräume immer kleiner werden – generell und vor allem standortbezogen. Kurzum: Fachkräftemangel.
In diesem Kontext hat die Studienreihe „Fachkraft 2030“ untersucht, mit welchen Rahmenbedingungen Hidden Champions in den kommenden Jahren zu rechnen haben. Jene Unternehmen also, die in ihren jeweiligen Sparten erfolgreich agieren, ohne in der Regel wirklich bekannt zu sein. Die Untersuchung zum Sommersemester 2017 und Wintersemester 2017/2018 wurde von Studitemps in Kooperation mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt. Bundesweit haben 32.000 Studierende teilgenommen.
Faktor Bekanntheit: Hidden Champions klar im Nachteil
Während Konzerne unter Studierenden Bekanntheitswerte von bis zu 100 Prozent vorweisen können (beispielsweise H&M, BMW oder Ikea), ist die Situation bei Hidden Champions vollkommen anders. Namentlich bekannt sind die untersuchten Unternehmen im Durchschnitt lediglich 7,6 Prozent der Studierenden, wobei in Einzelfällen große Abweichungen festgestellt wurden. So ergab sich für die über 80 Hidden Champions, die für die Analyse bundesweit verglichen wurden, ein Spitzen-Bekanntheitswert von 57,1 Prozent, gemessen für das Audiotechnik-Unternehmen Sennheiser. Es folgt das Technologieunternehmen EOS mit 31,9 Prozent.
Ferner wurde untersucht, welche Personengruppen berufliches Interesse an einem Hidden Champion zeigen. Als aussagekräftig erwiesen sich dabei die Dimensionen Geschlecht, Fachbereich und angestrebter Abschluss. Die insgesamt deutlichsten Unterschiede traten hingegen bei der Frage nach einem vorhandenen Migrationshintergrund zutage.
Großes Interesse an Hidden Champions im IT-Bereich
Es zeigt sich: Wer einen Hidden Champion kennt, findet ihn häufig auch in beruflicher Hinsicht interessant. So liegt die grundsätzliche Bereitschaft zu einem beruflichen Engagement in insgesamt sechs Fachbereichen bei über 50 Prozent der Befragten. Spitzenreiter ist mit knapp 67 Prozent der Fachbereich Informatik, gefolgt von Wirtschafts- (60,7 %) und Ingenieurwissenschaften (59,2 %).
„Dass das berufliche Interesse an Hidden Champions im Informatikbereich sogar noch etwas über dem Interesse der Wirtschaftswissenschaftler liegt, hat uns schon überrascht“, sieht Bastian Germerodt, Verantwortlicher der Abteilung zur Vermittlung von Absolventen bei Studitemps, gerade im personell umkämpften IT-Bereich Entwicklungspotenzial für Hidden Champions.
Der Blick auf die Attraktivitätsunterschiede nach dem höchsten angestrebten Abschluss offenbart folgendes Bild: Am häufigsten sehen Studierende mit Ziel Master eine berufliche Perspektive bei einem Hidden Champion als interessant an (54,1 %). Die Abschlüsse Bachelor (50,0 %), Promotion (46,8 %) und das Staatsexamen (40,4 %) folgen.
Großes Interesse bei vorhandenem Migrationshintergrund
Attraktivität nach Geschlecht: Männliche Studierende können sich häufiger vorstellen, später für einen Hidden Champion zu arbeiten (56,3 %). Dem gegenüber stehen 47,7 Prozent auf weiblicher Seite. Dies hat insbesondere damit zu tun, dass der Zuspruch in tendenziell „männlichen“ Fachbereichen wie Informatik oder Ingenieurwissenschaften überdurchschnittlich hoch ausfällt.
Die deutlichsten Unterschiede ergeben sich hingegen beim Blick auf den Migrationshintergrund. Während sich lediglich 45 Prozent der Studierenden ohne Migrationshintergrund eine Tätigkeit für einen Hidden Champion vorstellen können, sind es unter Hochschülerinnen und Hochschülern mit Migrationshintergrund deutlich mehr – gut 57 Prozent.
Dieses Stimmungsbild dürfte vor dem Hintergrund der zuletzt intensiv geführten Debatte um Zuwanderung und Integration noch einmal relevant werden, sollte sich der Fokus von einer stark soziokulturellen Betrachtungsweise hin zu einer eher wirtschaftlich orientierten verlagern. Stichwort: Zuwanderungsgesetz.
Stichprobe und weiterführende Informationen
Weitere Informationen zum Thema Hidden Champions finden sich in einem Blogbeitrag unterhttps://studitemps.de/magazin/hidden-champions-als-arbeitgeber. Ferner ist die Komplettversion der Sonderauswertung „Hidden Champions“ unter https://studitemps.de/hidden-champions verfügbar.