Optimismus in Corona-Zeiten

Studenten blicken voller Zuversicht in ihre berufliche Zukunft

25. November 2020 - Wie sieht die Welt von morgen, die Welt nach Corona aus? Vor allem Studenten, die ihr ganzes Berufsleben noch vor sich haben, müssten sich mit dieser Frage beschäftigen. Hat die aktuelle Krise Einfluss auf das Denken, Einfluss auf die Erwartungen von Studenten? Deuten sich durch die Corona-Pandemie Änderungen in den angestrebten Abschlüssen oder Zielbranchen an? Hat sich die Einschätzung zu Jobchancen und beruflichen Übergangszeiten verändert? Was ist mit der Art und Weise der Arbeit? Homeoffice oder klassisch im Büro?

Diesen Fragen geht die 17. bundesweite Erhebung zur Studienreihe „Fachkraft 2030“ mit 13.000 teilnehmenden Studierenden aus allen Alters- und Fachbereichen nach und vergleicht dabei Werte vergangener Erhebungen mit jenen im September 2020. Schon jetzt kann bezüglich der aktuellen Auswertung von der Universität Maastricht und Studitemps festgehalten werden, dass Studenten sich weitaus weniger um ihre Zukunft sorgen, als man vermuten würde und das Homeoffice, als neue und fast schon etablierte Arbeitsweise, Studenten keineswegs überzeugt. 

Hochschulkarriere? Nein, danke! Der Bachelor gewinnt an Attraktivität 

Die Studenten würden durch das durchgetaktete Punktesystem zu Experten ausgebildet, die nicht über den Tellerrand schauen. Schulische Pläne, feste Abläufe und auf einen Bachelor verkürzte Studiengänge würden, allein auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet, Bildung und Forschung schaden. Der Bologna-Prozess im Sinne des Bachelor-Master-Systems, ist bis heute großer Kritik ausgesetzt. Nichtsdestotrotz gewinnt der Bachelor als eigenständiger Abschluss unter Studenten eine immer höhere Akzeptanz. Vor allem über einen langen Zeitraum betrachtet, verstetigt sich dieser Trend. Noch 2013 geben lediglich 12,7 Bachelor-Studenten an, keinen weiterführenden Studiengang anzustreben. Einen Master wollen damals immerhin 71,2 Prozent machen.

Im September 2020 wollen mehr als 30 Prozent ihre Hochschullaufbahn mit dem Bachelor beenden – eine Zunahme von fast 240 innerhalb der letzten sieben Jahre. Gleichzeitig rutscht der Wunsch nach einem Master als höchstem angestrebten Abschluss erstmals unter die 60-Prozent-Marke. 

Die Promotion, 2013 noch 12 Prozent ersehnt, ist 2020 nur noch Ziel von 6,5 Prozent der Befragten. Eckhard Köhn, Geschäftsführer von Studitemps, sieht zwei Gründe für diese Entwicklung: „Zum einen hat der Bachelor als eigenständiger Abschluss an Akzeptanz gewonnen. Zum anderen fordert der Arbeitsmarkt eher praktische Erfahrung als theoretische Hochschulbildung. Je größer die Erfahrung, umso wahrscheinlicher die gewünschte Anstellung. Auch wenn ich Studenten gerade in der aktuellen Situation dazu raten würde über ein Masterstudium nachzudenken, scheint der Wunsch nach zügigem Berufseinstieg und dem Sammeln von Erfahrung ungebrochen zu sein.”

Keine Zweifel – Kaum ein Student ändert seine Pläne wegen Corona

„Ein Grund dafür ist zudem, dass Erfahrungen wie Bildungsreisen, ein Auslandsaufenthalt als Au Pair, Praktika oder ein Freies Soziales Jahr derzeit nur schwer zu bewerkstelligen sind. Daher steigt die Zahl der Studenten, die schnellstmöglich ins Berufsleben einsteigen will, von 73 Prozent im März 2020 mit 76,3 um weitere drei Prozent im September”, so Köhn. 

Von den 7,8 Prozent der Befragten, die nach erfolgreichem Abschluss zunächst etwas anderes machen wollen, gibt mit 23,3 Prozent nicht einmal ein Viertel an, dass dies wesentlich mit der Pandemie zusammenhängt. Köhn sieht den Grund dafür im Wesen des studentischen Geistes: „Studenten sind grundsätzlich flexibel, so dass sie auf die aktuelle Situation anders und deutlich optimistischer blicken als bereits Berufstätige, die viel eher etwas zu verlieren haben.” 

Ausgerechnet – Bereitschaft zum Arbeiten in Bildung und Pflege sinkt stark

Die Corona-Pandemie zeigt, wie fragil unser Gesundheitssystem ist. Die Zahl der belegten Intensivbetten steigt täglich. Das größere Problem ist jedoch der Mangel an Pflegepersonal. Und das, obwohl der Bedarf auf Grund der demographischen Entwicklung in den kommenden Jahren nochmals deutlich zunehmen wird. 

Diesbezüglich zeigen sich markante Veränderungen der gewünschten Zielbranche innerhalb des Jahres 2020. Der Wunsch nach einer Anstellung in den Bereichen „Gesundheits-, Pflege- und Sozialwesen” sowie “Bildung, Erziehung und Forschung” bleibt mit 9,1 sowie 12,5 Prozent im September 2020 auf den ersten Blick groß. Im Vergleich zum März 2020 sinken die Werte insgesamt jedoch um 11 und 19 Prozent. Bei Studienanfängern (maximal 2. Semester), die noch besser auf die aktuelle Lage reagieren können, sinkt der Wunsch nach einer beruflichen Zukunft im „Gesundheits-, Pflege- & Sozialwesen“ um 28 Prozent. Im Bereich „Bildung, Erziehung & Forschung“ sind es sogar 31 Prozent.

Köhns Schlussfolgerung: „Die Zahlen sind vermutlich eine Folge der Corona-Pandemie. In beiden Berufsgruppen ist menschlicher Kontakt unerlässlich. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Trend sich nicht verstetigt, da es neben dem immer drastischer werdenden Pflegemangel sowie dem Ärztemangel auf dem Land auch vermehrt junge und hochqualifizierte Lehrer braucht.”

Sicherheit ist zweitrangig – Studenten wollen vor allem flexible Jobs

Wie schaut es mit den Anforderungen an den Arbeitgeber aus? Was ist Studenten besonders wichtig, um sich für eine bestimmte Stelle zu entscheiden? Ein vergleichender Blick zeigt, dass Studenten bereits im März 2020 flexible Arbeitszeiten mit mehr als 20 Prozent besonders wichtig sind. Im September sind es sogar 21,7. Das Arbeitsklima rangiert mit 17,8 Prozent aktuell auf Rang 2. An dritter Stelle folgt das Gehalt mit einer Gewichtung von 15,1 Prozent. Hier geht’s zum Diagramm. „Die Zahl der Immatrikulierten steigt jährlich”, so Eckhard Köhn, der ergänzt: „Waren es 2009 noch gut zwei Millionen, sind es mittlerweile fast drei. Der Dennoch kehrt sich das Bild auf dem Arbeitsmarkt allmählich um. Nicht der Bewerber, sondern vor allem der Arbeitgeber muss überzeugen, mit flexiblen Arbeitszeiten, einem guten Arbeitsklima und ansprechendem Gehalt.”

Präsenzpflicht trifft auf Homeoffice – das Büro liegt klar vorne

Die Möglichkeit zuhause zu arbeiten scheint für viele Arbeitnehmer ein lang gehegter Wunsch zu sein. Zum Jahresbeginn 2020 schien das Homeoffice noch unerreichbar. Die Pandemie änderte dies, schlagartig. Von heute auf morgen wurde das Büro ins Homeoffice verlagert. Mittlerweile liegt sogar ein Gesetzesentwurf zum Recht auf 24 Tage Homeoffice im Jahr vor. Auch für Studenten ist (siehe oben) Flexibilität das wichtigste Arbeitgeber-Kriterium. Umso überraschender ist, dass das Homeoffice davon nicht tangiert wird.

Mit knapp über 75 Prozent sagen drei Viertel aller Befragten, dass sie lieber im Büro als zuhause arbeiten wollen. Ins Homeoffice wollen nur 13,2 Prozent. Einen völlig ortsgebundenen Arbeitsort favorisieren nur 11,7 Prozent. Innerhalb des Büros zeichnet sich ein Trend zum flexiblen Arbeitsplatz an. Noch 2018 sehnen sich 48 Prozent nach einem festen Arbeitsplatz im Büro. Im September 2020 sind es nur noch 38,2 Prozent. Der Anteil derer, die sich im Büro frei bewegen wollen steigt im gleichen Zeitraum von 27,2 auf 36,9 Prozent.  „Diese Entwicklung,” so Köhn, „kann ein Anzeichen für das vermehrte Verlangen nach Kooperation und Austausch, aber auch pandemiebedingt sein. Viele Menschen wollen der monatelangen teilweisen sozialen Isolation entkommen und sehnen sich nach menschlicher Nähe.”

Berufseinstieg ohne Hürden? Die Mehrheit der Studenten ist optimistisch

Die Zahl der Arbeitslosen ist im Oktober 2020 gegenüber dem Vormonat zwar um 87.000 Menschen gesunken. Mit 6 Prozent hat sie im Vergleich zum Oktober 2019 jedoch um 1 Prozent und 555.700 Arbeitslose zugelegt. Der aktuelle Lockdown und der weiter andauernde „Corona-Winter” werden dafür sorgen, dass die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten tendenziell eher zu- als abnimmt.  Umso erstaunlicher sind die Selbsteinschätzungen der Berufseinstiegschancen von Studenten. Etwa  65,6 Prozent der Befragten sind sich sicher direkt nach dem Studium einen Job zu finden. Bei den Befragten, die gerade jetzt ihr Studium abschließen sind es noch immer 61,2 Prozent. 

Auch generell zeigen sich Studenten eher optimistisch. Rund 64 Prozent meinen eher oder auf jeden Fall gute Jobchancen zu haben. Nur 11 Prozent zeigen sich skeptisch. Der Vergleich mit Ergebnissen der Fachkraft-Erhebung von 2013 offenbart zudem Erstaunliches. Etwa 61 Prozent der Studenten geben dort an, dass sie ihre Jobchancen als eher oder auf jeden Fall gut einschätzen. Skeptisch zeigten sich 16,5 Prozent der Befragten.

„Die Zahlen belegen, dass Studenten trotz Krise und uns bevorstehender gesellschaftlicher Veränderungen noch optimistischer in die Zukunft blicken als einige Jahre zuvor. Dies gilt übrigens auch für die kommenden Jahre, in denen rund 73,5 Prozent angeben, ihre Jobchancen  langfristig als gut einzuschätzen.”

Fazit

Was sagen die Ergebnisse insgesamt aus? Zunächst deuten sie darauf hin, dass Studenten unerschrocken in die Zukunft blicken. Die Corona-Pandemie scheint kaum Auswirkungen auf die Einschätzung der beruflichen Zukunft zu haben. Nur jeder neunte Befragte (11,1 %) zeigt sich skeptisch gegenüber seinen Jobchancen. Mit 61,2 Prozent gehen selbst die unmittelbar vor dem Abschluss stehenden Befragten von einem reibungslosen Übergang in die Arbeitswelt aus.

Auch der Wunsch nach einem sicheren, also festen Arbeitsplatz, der in den vergangenen Monaten medial als immer signifikanter dargestellt wurde, scheint bei Studenten nicht allzu wichtig zu sein. Im Gegenteil, auch in Corona-Zeiten ist der sichere Arbeitsplatz für lediglich 15 Prozent der Befragten das wichtigste Jobwahlkriterium. Wichtiger sind flexible Arbeitszeiten, ein gutes Arbeitsklima und das Gehalt. „Direkte Auswirkungen der Pandemie lassen sich vor allem in den beruflichen Zielbranchen ausmachen. Wo die „Automobilbranche” trotz starken wirtschaftlichen Schwankungen sogar zulegt, verlieren „Bildung, Erziehung & Forschung“ sowie „Gesundheits-, Pflege- & Sozialwesen“ deutlich an Attraktivität. Eine Entwicklung, die, sollte sie weiter anhalten, langfristig massive Folgen haben kann, die politisches Handeln erfordern”, schlussfolgert Eckhard Köhn.

Alle  Grafiken aus dieser Studie stammen von Studitemps GmbH/Maastricht University und sind hier zu finden:

https://drive.google.com/drive/folders/1vLaE56FCu3E74LASGnjWkib_Q4PkRzb9

Über jobvalley

Mit State of the Art HR-Tech-Lösungen ist jobvalley Vorreiter im Bereich Digital Workforce Management und führender Anbieter von Workforce as a Service (WaaS) Lösungen. jobvalley hilft Studierenden, Absolvent*innen und Young Professionals dabei so flexibel und selbstbestimmt zu arbeiten, wie sie es möchten. Jeden Monat sind mehr als 10.000 Studierende für jobvalley im Einsatz. Auf diese Weise unterstützt Deutschlands größter WaaS Anbieter für Akademiker*innen tausende Kundenunternehmen dabei zu wachsen, zu skalieren und auf die gestiegenen Anforderungen eines modernen Arbeitsmarktes einzugehen. WaaS erlaubt den Unternehmen wie den Akademiker*innen die Flexibilität, die zu ihren individuellen Ansprüchen passt: Jobeinsätze können je nach Wunsch beider Seiten skaliert werden. 2020 erzielte die Studitemps GmbH, zu der jobvalley zählt, einen Umsatz von 94,5 Mio. Euro.

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