Trotz Digitalisierungsschub an Hochschulen:

Studierende schlecht vorbereitet auf digitale Aspekte des Berufslebens

  • Große Kluft zwischen Anforderungen und Vorbereitung:Fast 80 Prozent der Studierenden sind der Meinung, dass die Digitalisierung in ihrem künftigen Job eine große Rolle spielen wird. Nur 51 Prozent fühlen sich jedoch gut auf die digitalen Anforderungen im Berufsleben vorbereitet (lediglich eine leichte Verbesserung von 5 Prozent-Punkten im Vergleich zur Befragung 2019).

  • ​​Große Unterschiede je nach Studienfach: Vor allem für Studierende der Psychologie, Medizin und Gesundheitswissenschaften, sowie Mathematik messen der Digitalisierung in ihrem künftigen Beruf eine hohe Bedeutung zu. Gerade diese Fachrichtungen fühlen sich aber nur mittelmäßig oder sogar schlecht auf die digitalen Anforderungen vorbereitet.

  • Fortschritte bei Online-Lehre, Rückschritte bei Hardware:Drei Viertel der Befragten gaben an, Vorlesungen ihrer Hochschule online streamen oder downloaden zu können – ein Riesensprung gegenüber 2019, damals war das nicht einmal für die Hälfte der Studierenden möglich. Die Verfügbarkeit von PC-Arbeitsplätze und leistungsfähigem WLAN ist im Vergleich zum Vorpandemiejahr allerdings gesunken.

  • Brisant – Selbst Informatiker*innen hadern mit Digitalisierung: Fast ein Drittel der Informatik-Studierenden fühlt sich nicht gut auf die digitalen Anforderungen ihres Berufslebens vorbereitet. Das sind sogar zwei Prozent-Punkte mehr als 2019.

  • Digitalste Universitäten finden sich im Osten Deutschlands – Thüringen auf Platz 1: Brandenburg und Thüringen bilden die Spitze, was das digitale Lehr- und Lernangebot angeht. Es sind auch diese beiden Bundesländer, deren Studierende sich am besten auf die Digitalisierung im Berufsleben vorbereitet fühlen.

Köln, 27.10.2022: Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung in Deutschland einen Schub verpasst. Das zeigt sich auch an den Hochschulen: E-Learning, Online-Vorlesungen und Webinare haben stark zugenommen, allerdings fühlen sich immer noch fast die Hälfte der Studierenden nicht gut auf die digitalen Anforderungen ihres künftigen Berufs vorbereitet. Gleichzeitig weiß die große Mehrheit (80 Prozent) um die Relevanz des Themas für die eigene Karriere. Dabei geht die Kluft zwischen digitaler Notwendigkeit und guter Vorbereitung vor allem in der Medizin und dem Rechtswesen auseinander. Aber auch die IT-Fachkräfte und Ingenieur*innen von morgen spüren große Lücken.

Diese Ergebnisse gehen aus der neuen Fachkraft 2030 Studienreihe hervor, die jobvalley, Deutschlands größte digitale Plattform rund um flexible Jobs für Studierende und Absolvent*innen, gemeinsam mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University seit 10 Jahren erarbeitet. Bis heute haben deutschlandweit mehr als  400.000 Studierende und Absolvent*innen an den Befragungen teilgenommen. Die neuesten Ergebnisse zur Digitalisierung stammen aus der neuesten Befragung, die im März und April 2022 erhoben wurde. Deutschlandweit haben mehr als 11.000 Studierende an der Befragung teilgenommen. Die neuesten Zahlen werden an einigen Stellen mit der letzten Erhebung zur Digitalisierung aus dem Jahr 2019 verglichen.

Besser vorbereitet als 2019 – aber weit entfernt von gut

Im Vergleich zur letzten Befragung zur Digitalisierung im Jahr 2019 ist die Zahl der Studierenden, die sich gut auf die digitalen Anforderungen in ihrem künftigen Beruf vorbereitet fühlt, leicht gestiegen. Waren es damals 46 Prozent, sind es heute 51 Prozent. Am besten fühlen sich nach wie vor Studierende der  Informatik (69 Prozent) und Medien- und Kommunikationswissenschaften (69 Prozent) vorbereitet. Gefolgt von den künftigen Ingenieur*innen (58 Prozent). Mit am schlechtesten vorbereitet fühlen sich Sprach- und Kulturwissenschaftler*innen (35 Prozent) sowie Studierende aus der Medizin und den Gesundheitswissenschaften (37 Prozent). Und das obwohl angehenden Mediziner*innen und Studierende der Gesundheitswissenschaften mit 82 Prozent die Notwendigkeit der Digitalisierung für ihr Berufsleben am höchsten einschätzen. Auch bei Jura-Studierenden ist die Kluft zwischen Vorbereitung und künftiger Notwendigkeit enorm. Immerhin 73 Prozent messen der Digitalisierung eine große Bedeutung zu, gut vorbereitet fühlen sich jedoch nur 29 Prozent.

„Der Anteil der Studierenden, die sich gut vorbereitet fühlen, hat sich in den vergangenen drei Jahren nur leicht verbessert und fällt insbesondere in systemrelevanten Berufen wie im Gesundheitsbereich und im Rechtswesen viel zu gering aus. Selbst unter den Informatiker*innen fühlt sich fast ein Drittel nicht gut auf digitale Herausforderungen vorbereitet. Das ist besorgniserregend, sind das schließlich die IT-Fachkräfte von morgen, die maßgeblich zum digitalen Wandel und damit zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands sowie der digitalen Sicherheit beitragen sollen. Hier muss sich die Lehre verbessern. Darüber hinaus ist es aber ebenso wichtig für Studierende abseits des Hörsaals Erfahrungen zu sammeln, sich ausprobieren und aus ersten praktischen Erfahrungen lernen zu können. Nur so gewinnen sie Sicherheit und Zutrauen, die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt zu meistern.“
- Eckhard Köhn, CEO jobvalley

Grad der Vorbereitung auf digitale Anforderungen nach Studiengang
Rolle von Digitalisierung in beruflicher Zukunft nach Studiengang

Durchbruch für Online-Vorlesungen und E-Learning

Die Corona-Pandemie hat die Hörsäle in den digitalen Raum verlagert. Hatten bei der Erhebung 2019 gerade einmal 41 Prozent der Studierenden die Option, ihre Vorlesung zu streamen oder zu downloaden, waren es 2022 immerhin 75 Prozent. Ähnlich stark haben sich auch blended Learning-Formate (Kombination aus Präsenz und E-Learning) durchgesetzt. Gaben 2019 lediglich gut 14 Prozent der Studierenden an, diese Möglichkeit zu haben, waren es 2022 knapp 63 Prozent. Auch Online-Diskussionsforen und interaktive Online-Formate, wie Webinare haben deutlich zugenommen (Diskussionsforen 2019: 49,7 Prozent; 2022: 61,1 Prozent // interaktive Online-Formate 2019: 23,6 Prozent; 2022: 55,7 Prozent).

Vergleich Vorhandensein digitaler Hochschulelemente 2019/2022

„Es bleibt zu hoffen, dass diese Fortschritte trotz der nun wieder möglichen Präsenzlehre erhalten bleiben und sich weiter fortsetzen. Die Mehrheit der Studierenden arbeitet neben dem Studium, die Digitalisierung von Vorlesungen und den dazugehörigen Materialien bietet die nötige Flexibilität, um Studium und Beruf besser miteinander vereinen zu können. Das ist gerade jetzt, in Zeiten der Inflation und einer extrem schwierigen finanziellen Lage für Studierende, besonders wichtig.“
- Eckhard Köhn, CEO jobvalley

Weniger Veränderung gab es bei der Online-Verwaltung und den Lehrmaterialien: Für 85 Prozent der Studierenden gehört die Online-Kurswahl und Vorlesungsplan-Koordination bereits zum Standard, 89 Prozent der Befragten können zudem online auf Skripte und andere Kursmaterialien zugreifen (2019: 92 Prozent).

Digitale Kurswahl/Vorlesungen/Skripte verfügbar nach Studienfach

„Seit dem Start unserer Erhebung 2012 steigt die Miete für Studierende unaufhörlich. Und trotzdem müssen sie im bundesweiten Schnitt  mit heute 35,6 Stunden rund 0,5 Stunden weniger pro Monat arbeiten, um ihre Mietkosten einzunehmen, als noch 2012. Das liegt an der insgesamt erfreulich positiven Entwicklung der Stundenlöhne für Studierende – die Löhne steigen schneller als die Mieten. Der durchschnittliche Stundenlohn für Student*innen lag im Erhebungszeitraum 2021 bei durchschnittlich 12,10 € und damit sogar bereits höher als der von der Bundesregierung angepeilte Mindestlohn von 12 € zum Ende dieses Jahres. 
- Eckhard Köhn, CEO jobvalley

Zu wenige PC-Arbeitsplätze und WLAN-Lücke

Trotz des Digitalisierungsschubs durch die Corona-Pandemie lässt die digitale Ausstattung an vielen Hochschulen zu wünschen übrig. Vor allem der Mangel an PC-Arbeitsplätzen ist groß. Nur 51 Prozent der Studierenden gaben an, dass diese in ausreichendem Maß vorhanden sind. 2019 waren es noch 57 Prozent. Auch die WLAN-Qualität scheint sich an manchen Standorten verschlechtert zu haben. 75 Prozent der Studierenden finden an ihrer Hochschule „leistungsfähiges WLAN“, 2019 waren es noch 84 Prozent.

„Nach knapp zwei Jahren Home-Studium entspricht die Infrastruktur an manchen Hochschulen nicht den Anforderungen eines modernen Lehrbetriebs. Die Zukunft der Arbeitswelt als auch der Lehre liegt in hybriden Modellen aus Online und Präsenz. Hier bedarf es einer leistungsfähigen Infrastruktur vor Ort.“
- Eckhard Köhn, CEO jobvalley

Ausreichende PC Plätze und gutes WLAN Vergleich privat/staatlich

Spitzenplätze in neuen Bundesländern

Insgesamt stufen fast drei Viertel (73 Prozent) der Studierenden das digitale Lehr- und Lernangebot an den Hochschulen als gut ein. Dabei zeigt sich jedoch ein starkes regionales Gefälle. Am zufriedensten mit dem digitalen Angebot sind Studierende in Thüringen (82 Prozent), gefolgt von Brandenburg und dem Saarland mit jeweils 79 Prozent. Schlusslicht ist Rheinland-Pfalz mit 66 Prozent. Diese Einschätzung korreliert auch damit, ob sich Studierende gut vorbereitet fühlen auf die digitalen Anforderungen im Berufsleben. So fühlen sich 60 Prozent der Studierenden in Brandenburg gut auf die Digitalisierung am Arbeitsplatz vorbereitet. Gefolgt von Thüringen mit 57 Prozent. Am schlechtesten fühlen sich Studierende in Schleswig-Holstein  ( 43 Prozent) vorbereitet.

„Thüringen und Brandenburg machen vor, in welche Richtung sich die Hochschullehre in Deutschland entwickeln muss. Die Ergebnisse zeigen eindeutig, dass es einen Zusammenhang zwischen dem digitalen Lehr- und Lernangebot und der Vorbereitung auf das digitale Berufsleben gibt. Insgesamt reicht der Schub für Online-Vorlesungen und blended Learning-Formate jedoch nicht aus. Hier muss mehr passieren, damit sich letztlich alle Studierenden gut vorbereitet fühlen, denn es gibt kaum noch Berufe, die keine digitalen Herausforderungen und Chancen mit sich bringen.“
- Eckhard Köhn, CEO jobvalley

Digitales Lehr- und Lernangebot an Hochschulen nach Bundesland
Vorbereitung auf Digitalisierung durch Studium nach Bundesland

Über jobvalley

Mit State of the Art HR-Tech-Lösungen ist jobvalley Vorreiter im Bereich Digital Workforce Management und führender Anbieter von Workforce as a Service (WaaS) Lösungen. jobvalley hilft Studierenden, Absolvent*innen und Young Professionals dabei so flexibel und selbstbestimmt zu arbeiten, wie sie es möchten. Jeden Monat sind mehr als 10.000 Studierende für jobvalley im Einsatz. Auf diese Weise unterstützt Deutschlands größter WaaS Anbieter für Akademiker*innen tausende Kundenunternehmen dabei zu wachsen, zu skalieren und auf die gestiegenen Anforderungen eines modernen Arbeitsmarktes einzugehen. WaaS erlaubt den Unternehmen wie den Akademiker*innen die Flexibilität, die zu ihren individuellen Ansprüchen passt: Jobeinsätze können je nach Wunsch beider Seiten skaliert werden. 2020 erzielte die Studitemps GmbH, zu der jobvalley zählt, einen Umsatz von 94,5 Mio. Euro.

Pressekontakt
Maximilian Marx
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