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Introvertiert und Extrovertiert – Wie sie im Job erfolgreich zusammenarbeiten

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veröffentlicht am 2.1.2023

Eine Gesellschaft besteht aus einer unüberschaubaren Vielfalt an Persönlichkeiten. Grob kann man diese in die stillen und lauten Menschen unterteilen oder – etwas fachlicher formuliert – in die introvertierten und extrovertierten Personen. Das Verhältnis von Introvertierten und Extrovertierten dürfte in der Gesellschaft ungefähr 50:50 verteilt sein. Dennoch hat man in unserer schnelllebigen, digitalisierten und sich rasant verändernden Zeit meistens das Gefühl, dass die Gesellschaft von extrovertierten Menschen dominiert wird.

Diese Vielfalt an Persönlichkeiten begegnet uns natürlich auch in der Arbeitswelt. Und wo es viele verschiedene Charaktere gibt, da kann es schon mal Konflikte bei der Zusammenarbeit geben. Wie beide Typen dennoch erfolgreich im Job zusammenarbeiten und ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten annehmen können, haben wir im Folgenden zusammengetragen.

Introvertiert versus Extrovertiert

Grundsätzlich wird behauptet, dass extrovertierte Menschen die besseren Chancen im Leben hätten. Sei es im Privatleben oder im Beruf, denn sie haben in der Regel keine Scheu davor, ihre Wünsche kundzutun und verfügen über genügend Selbstbewusstsein, um sich vor stillen Zeitgenoss*innen durchzusetzen. Extrovertierte Menschen sind gesellig, offen, gesprächig, kennen viele Leute und mögen Aufmerksamkeit. Spontanität ist ihr zweiter Vorname, sie lieben die Abwechslung, netzwerken gerne und tanken ihre Batterien dann am besten auf, wenn sie viel Input von Außen bekommen. Wenn es trubelig wird, bewahren sie den Kopf, bei Debatten und hitzigen Diskussionen sind sie schlagfertig und kommen schon mal richtig in Fahrt. Extrovertierte Menschen arbeiten gerne im Team und leben vom gemeinsamen Austausch.

Auf introvertierte Menschen wirkt ihr oftmals impulsives und lautes Verhalten als abschreckend und egoistisch, denn extrovertierte Menschen verstehen sich quasi mit jedem gut und nehmen Kritik oftmals nicht persönlich. Daher kommen sie mit beruflichen Entscheider*innen in der Regel sehr gut zurecht und können schnell beeindrucken. Für Introvertierte kommt dies oft einer offen zur Schau getragenen Konkurrenzhaltung gleich. 

Introvertierte Menschen ticken nämlich ganz anders. Sie sind zurückhaltend und bleiben lieber im Hintergrund, beobachten das Geschehen, statt die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie bilden sich lieber in Ruhe ihre Meinung, als bei jedem Small Talk mit einzusteigen. Bei Freundschaften und beim Netzwerken zählt für sie Qualität statt Quantität. Introvertierte Menschen sind in der Regel besonders emphatisch, sie verfügen über eine hohe emotionale Intelligenz, zeigen ihre Gefühle aber seltener nach Außen, da sie Emotionen zu allererst mit sich selbst ausmachen und viel reflektieren. Im Job schätzen Introvertierte es, wenn sie ihre Ruhe haben, um Aufgaben sorgfältig anzugehen und sich zu konzentrieren. Ablenkung ist für sie kein besonders willkommener Gast. Daher empfinden sie extrovertierte Menschen oft als überrumpelnd und hektisch und fühlen sich von ihnen in die Ecke gedrängt und weniger geschätzt und gewürdigt, da sie ihre Erfolge selten zur Schau stellen.

Auf Extrovertierte kann das Verhalten Introvertierter jedoch oft als schüchtern, desinteressiert und sogar unsozial wirken. 

Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit

Extrovertierte und Introvertierte können trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten gut zusammenarbeiten. Dazu hilft es, wenn sie jeweils ein paar Dinge beachten, die für den oder die jeweils andere*n wichtig sind bzw. sie oder ihn ausmachen. Respekt ist hier zudem das Zauberwort. 

Umgang mit Introvertierten

  • Respektieren Sie, dass introvertierte Kolleg*innen konzentriert arbeiten, dabei eventuell die Kopfhörer aufsetzen und nicht bei jedem Witz mitlachen. Üben Sie sich in Geduld, bis der Kollege oder die Kollegin Ihnen die volle Aufmerksamkeit von sich aus entgegenbringt. Nutzen Sie z.B. Chats oder Mails, um dem Kollegen oder der Kollegin etwas mitzuteilen. So bringen Sie die Person nicht aus ihrer Arbeit und geben ihr Raum, um Ihre Anliegen in Ruhe zu überdenken.

  • Dass jemandem ins Wort zu fallen nicht gerade von einer guten Kinderstube zeugt und einfach nur unhöflich ist, sollte an dieser Stelle nicht erwähnt werden müssen. Sind Sie selbst ein extrovertierter Typ, so geben Sie auch dem oder der ruhigeren Kolleg*in die Zeit und Möglichkeit, damit er oder sie die eigene Meinung kundtun kann. Wer andere in Meetings dauerhaft übertönt, macht sich ohnehin keine Freund*innen auf der Arbeit.  

  • Auch wenn Introvertierte weniger reden und weniger blenden, bedeutet das noch lange nicht, dass sie nichts drauf haben oder weniger wissen. Daher sollte man Introvertierten etwas Zeit lassen, bevor man über sie entscheidet und in eine Schublade steckt.

  • Introvertierte Menschen reagieren sensibler auf Geräusche. Läuft auf der Arbeit das Radio in Dauerschleife oder herrscht permanentes Gerede, sollte man nicht davon ausgehen, dass sie das acht Stunden am Tag ertragen. Also: Silent Hours einführen, Radio nur stundenweise anmachen sowie Rückzugsräume oder mobiles Arbeiten anbieten. Nur so kann man das volle Potential seiner Mitarbeiter*innen ausschöpfen.   

  • Introvertierte Menschen reden wenig über private Dinge und mögen auch keinen sinnleeren Small Talk. Auch gemeinsame Mittagessen mit dem ganzen Büro sind für sie oft zu viel des Guten. Akzeptieren Sie, dass introvertiere Menschen ein anderes Nähebedürfnis haben und werten Sie dies nicht als Distanziertheit oder Arroganz!

  • Binden Sie Ihre introvertierten Kolleg*innen vor allem bei Erfolgen auf der Arbeit ausdrücklich mit ein! Ihnen fällt es nämlich eher schwer, ihre Leistungen und Erfolge prominent zu kommunizieren. So schaffen Sie eine Vertrauenskultur, in der jede*r sich wohlfühlt.

Umgang mit Extrovertierten

  • Ein bisschen Smalltalk tut nicht weh. Denn eine leichte Konversation kann helfen, das Eis zu brechen. Eine extrovertierte Person ganz zu meiden, um sich nicht unterhalten zu müssen, ist auch kein Ausweg. Dann lieber ein paar interessante oder aktuelle Themen aufgreifen. Da kann jede*r mitreden!

  • Extrovertierte Menschen haben oftmals weniger Scheu vor Körperkontakt. Verstehen Sie eine Umarmung am besten so, wie sie gemeint ist, nämlich als Zeichen von Wertschätzung und Interesse.

  • Wer nicht von den Kolleg*innen überrumpelt werden will, sollte selbst aktiv auf sie zugehen. Hat man den Zeitpunkt und das Thema selbst gewählt, so läuft das Gespräch auch direkt flüssiger und Sie fühlen sich wohler!

  • Hinter die Fassade blicken. Nicht jede*r, der oder die immer so super selbstbewusst daherkommt, ist im Innersten tatsächlich auch so. Wer öfter einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, muss zudem kein oberflächlicher Typ sein. Also auch hier gilt: nicht vorschnell urteilen.

  • Höflich bleiben. Wem ein impulsives „Du” oder eine Einladung Unbehagen bereiten, der sollte seine oder ihre Absage immer taktvoll formulieren. Zum Beispiel: „Ich finde es schön, dass Sie mir das DU anbieten. Ich hoffe, es stört Sie aber nicht, wenn ich vorerst gerne beim SIE bleibe.”

  • Extrovertierte Menschen lieben Aufmerksamkeit. Wenn sie dann auch noch für eine gut erledigte Aufgabe von ihrem introvertierten Kollegen oder ihrer Kollegin gelobt werden, dann beflügelt das nicht nur ihr Ego, sondern das gesamte Miteinander. Also einfach mal einen Ruck geben!

Respekt, Unterstützung und Vertrauenskultur

Sowohl für Intro- als auch für Extrovertierte ist es nicht immer einfach am Arbeitsplatz. Menschen, die unterschiedliche Persönlichkeitsmerkmale aufweisen, sind aber nicht dazu verdammt in ständigen Konflikten zusammenzuarbeiten. Ohnehin wird schnell übersehen, dass es bei introvertierten und extrovertierten Menschen durchaus auch ähnliche Merkmale gibt, die einander näher bringen können.

Auch Vorgesetze können helfen indem sie auf ihre Mitarbeiter*innen eingehen, Arbeitsbedingungen anpassen und individuell fördern. Extrovertierte Menschen sollten lernen, sich auch mal zurückzunehmen und für Introvertierte gilt, dass sie ruhig ab und zu mal aus ihrer Komfortzone herauskommen können. Gegenseitiger Respekt, Unterstützung und das Schaffen einer Vertrauenskultur sollten dabei immer beachtet werden, denn sie stärken alle Mitarbeitenden und bringen ihre positiven Eigenschaften am besten zum Vorschein.

Dieser Artikel erschien am 23. Juni 2016 und wurde aktualisiert.

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