Mit bundesweit etwa 100.000 Beschäftigten zählt die Unternehmensberatung eher zu den kleineren Branchen. Dennoch wählten Studenten das Metier bei der jüngsten Befragung zur Studienreihe „Fachkraft 2020“ überraschend zum drittbeliebtesten Berufsfeld. Dabei scheinen jedoch eher langfristige Erwägungen einen Rolle zu spielen, denn die Rahmenbedingungen beim Berufseinstieg werden von studentischer Seite eher kritisch gesehen.
Vor allem die positive Stimmungslage von Studierenden der Fachrichtungen Wirtschafts-, Sozial-/Geistes- und Rechtswissenschaften verhelfen dem Bereich Unternehmensberatung zu perspektivischer Geltung. In Summe sprachen sich 7,4 Prozent der etwa 20.000 Befragten für eine Karriere in der Branche aus: Platz 3 im Ranking der insgesamt 24 analysierten Branchen – gleich hinter dem Medien- und Verlagswesen (17,1 %) sowie der Automobilindustrie (11,9 %).
Branchenvertreter dürften sich über das Votum der zukünftigen Arbeitnehmer freuen, denn Nachwuchsprobleme zeichnen sich de facto nicht ab. Dennoch verwundert ein wenig: Die Erwartungen der Studenten an einen möglichen Berufseinstieg in der Unternehmensberatung sind eher zurückhaltend. Was zählt, ist demnach eher die langfristige Perspektive.
Die Studienreihe „Fachkraft 2020“ wird halbjährlich in wissenschaftlicher Kooperation zwischen Studitemps und dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt. Die nächste bundesweite Erhebung findet im März 2016 statt.
Die Top-5-Arbeitgeber in der Unternehmensberatungsbranche
Drei der Top-5-Wunscharbeitgeber im Bereich Unternehmensberatung haben ihren Firmenhauptsitz in den USA. Dabei kann sich McKinsey mit 14,1 Prozent leicht absetzen. Auf Platz 2 befindet sich das britische Unternehmen Ernst & Young (12,1 %), knapp vor der Boston Consulting Group (11,9 %). Mit 9 Prozent schafft es Porsche Consulting auf Rang 4 und verweist IBM Global Business Services (8,8 %) mit geringem Abstand auf den 5. Platz. Weitere Platzierungen finden sich in der nachfolgenden Darstellung.
Viel Aufwand für eher mittelmäßige Startaussichten
Von einem Berufsstart in der Unternehmensberatungsbranche versprechen sich Studentinnen und Studenten erst einmal gar nicht so viel: Mittleres Einstiegsgehalt (durchschnittlich 41.359 €), mittlere Jobzufriedenheit (7,26 von maximal 10 Punkten), und auch die Sorge vor post-gradueller Arbeitslosigkeit bewegt sich eher im mittelprächtigen Bereich. Und das trotz langer akademischer Anlaufphase – denn nur 6 Prozent aller Interessenten wollen sich bereits mit einem Bachelor-Abschluss bewerben. Der große Rest will bis (mindestens) zum Master nachsitzen.
Tabelle: Detailanalyse der beliebtesten Arbeitgeber im Bereich Unternehmensberatung
Die erst- und zweitplatzierten Unternehmen in der Liste der Top-Arbeitgeber, McKinsey und die Boston Consulting Group, stechen ausnehmend positiv hervor: Bei ihnen erwarten zukünftige Absolventen die höchsten Gehälter der Branche und hohe berufliche Zufriedenheit. Interessanterweise können gerade hier besonders viele Befragte auf Branchenerfahrung durch Nebenjobs im Studium verweisen. Eine Art Gegenpol dazu bildet das viertplatzierte Unternehmen, die IBM Global Business Services: Die unterdurchschnittliche Gehaltserwartung und eine ebenso geringe Zufriedenheitserwartung lassen aufhorchen, zumal hier auch die Sorge vor anfänglicher Arbeitslosigkeit nach dem Abschluss als ausgeprägt bezeichnet werden kann.
Charakterlich immer vorneweg
Das Persönlichkeitsmerkmal „Extraversion“ (extrovertiert) ist bei Studierenden, die gerne in der Unternehmensberatung arbeiten wollen, erwartungsgemäß besonders stark ausgeprägt. Dies geht einher mit recht hohen Werten in Bezug auf Gewissenhaftigkeit und der Tendenz zu überdurchschnittlich ausgeprägter Offenheit. Sicherlich nicht die schlechtesten Charaktereigenschaften für die Herausforderungen der Branche.
Fazit von Studitemps: Die Unternehmensberatungsbranche ist beliebt, daran besteht angesichts des studentischen Votums und Platz 3 im Ranking wenig Zweifel. Die Detailanalyse der Studie „Fachkraft 2020“ zeigt jedoch, dass sich diese Beliebtheit nicht in überdurchschnittlichem Optimismus mit Blick auf den Jobeinstieg niederschlägt. Daher ist anzunehmen, dass sich Studenten von der Branche eher langfristige Erträge erhoffen – und hierfür bereit sind, zu Beginn der Karriere leichte Komforteinbußen hinzunehmen.
Ein akutes Nachwuchsproblem lässt sich jedenfalls nicht erkennen. Und mit der Bereitstellung einer offensichtlich hohen Anzahl von Nebenjobs mit Fachbezug ist die Branche auf dem besten Weg, den Fachkräftenachwuchs weiterhin frühzeitig zu binden. Insbesondere die Großen 2 – McKinsey und Boston Consulting – scheinen durch ihre Nähe zum studentischen Nachwuchs punkten zu können.