Der zweite Winter mit hohen Energie- und Verbraucherpreisen steht vor der Tür. Dabei macht die Inflation auch vor dem Mietmarkt keinen Halt und Studierende bekommen das besonders zu spüren. So ist die Warmmiete pro Quadratmeter im Wintersemester 2022/23 um knapp 10 Prozent im Vergleich zum Untersuchungszeitraum 21/22 gestiegen. In den Jahren zuvor gab es Preissprünge von maximal 5,8 Prozent. Wohnen ist für Studierende zu einem echten Kampf geworden. Eine gute Nachricht gibt es in diesen turbulenten Zeiten trotzdem: Der durchschnittliche Stundenlohn für Studierende steigt ebenfalls und gleicht vielerorts die teuren Mietkosten aus, sodass Studierende sogar etwas weniger arbeiten müssen, um sich die Miete leisten zu können.
Diese Ergebnisse gehen aus der Fachkraft 2030 Studienreihe hervor, die jobvalley gemeinsam mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University seit 11 Jahren gemeinsam erarbeiten. Bis heute haben deutschlandweit rund 400.000 Studierende und Absolvent*innen an den Befragungen teilgenommen. Die neuesten Ergebnisse zum Wohnungsmarkt stammen aus der 22. Befragung, die im April 2023 für das Wintersemester 22/23 erhoben wurde. Deutschlandweit haben rund 16.000 Personen an der Befragung teilgenommen.
Gleichbleibender Mietindex
Der Mietbelastungsindex zeigt, in welchem Verhältnis der Anstieg der Wohnkosten zur studentischen Lohnentwicklung steht. Er gibt an wie viele Stunden nebenerwerbstätige Hochschülerinnen und Hochschüler pro Monat arbeiten müssen, um sich die eigene Miete leisten zu können – in Abhängigkeit vom Verdienstniveau pro Stunde einerseits und den zu zahlenden Monatsmieten (warm) andererseits. Beide Werte bilden den Index.
Durchschnittlich mussten Studierende im Wintersemester 2022/23 fast 35 Stunden pro Monat arbeiten, um sich ihre Miete leisten zu können. Das ist etwas weniger als im Wintersemester zuvor mit monatlich 35,1 Stunden und immerhin eine gute Stunde weniger als zu Beginn der Fachkraft 2030-Erhebung im Jahr 2014 (36 Stunden pro Monat). Dabei sind die Warmmieten seit damals bundesweit um 36 Prozent gestiegen. Hohe Stundenlöhne können die hohen Mieten in vielen Regionen also ausgleichen – so zum Beispiel in Bayern. Im Warmmieten-Ranking ist das Land das drittteuerste, schneidet beim Mietindex aber deutlich besser ab. Heißt: Hier müssen die Studierenden im Schnitt weniger Stunden pro Monat arbeiten, um ihre Miete zu begleichen als beispielsweise in Hamburg, Saarland, Hessen, Berlin oder NRW.
München und Saarland bilden Ausnahme: Da München sowohl beim Quadratmeterpreis (25,4 Euro warm) als auch bei der absoluten monatlichen Warmmiete (567 Euro) die Liste anführt, müssen Studierende hier am meisten und deutlich mehr als der Durchschnitt arbeiten – nämlich 40,1 Stunden pro Monat. Auch das Saarland fällt mit 36,5 Monatsstunden auf. Hier stehen vergleichsweise niedrige Mieten einem schlechten durchschnittlichen Stundenlohn gegenüber. Während das studentische Lohnniveau des Saarlandes 2013 mit 9,01 € noch nah am bundesweiten Durchschnitt lag (Platz 9 im Ländervergleich), bedeutet der zuletzt gemessene Wert von 12, 48 € aktuell den letzten Platz.