Der Begriff Generationengerechtigkeit steht für die Verteilungsgerechtigkeit von materiellen Ressourcen, Lebenschancen und -qualität zwischen den Generationen. Daran geknüpft ist die Forderung, dass jede Generation so verantwortungs- und maßvoll leben soll, dass nachfolgenden Generationen keine unzumutbaren Lasten wie zum Beispiel überbordende Schulden oder Umweltschäden entstehen.
Wie generationen- (un)gerecht ist eigentlich Deutschland?
Der Generationenvertrag: ein unausgesprochener Deal zwischen Jung und Alt?
Wie es für junge Menschen ist, in einer alternden Gesellschaft wie der deutschen zu leben? Eigentlich doch ganz gut und komfortabel, wird die Mehrheit denken. Freiheiten und Chancen gibt es ja reichlich, Zugang zu Bildung und Dach überm Kopf auch. Eigentlich alles da, was man braucht, so fair muss man sein. Und dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass da gerade etwas zu kippen droht. Was damit gemeint ist? Nun, gemeint ist der sogenannte Generationenvertrag, also jener unausgesprochene Deal zwischen Alt und Jung, der bildhaft gesprochen so funktioniert: „Team Alt“ kümmert sich um den Laden, um ihn, wenn die Zeit gekommen ist, möglichst gut in Schuss an „Team Jung“ zu übergeben, damit dann wiederum „Team Jung“ – und so weiter und so fort. Ein Prinzip, das sich hierzulande über Jahrzehnte wunderbar bewährt hat.
So schien es jedenfalls, denn inzwischen wächst in „Team Jung“ mehr und mehr der Eindruck, dass besagter Laden ein mittelschweres Perspektivproblem hat. Und zwar eines, um das sich „Team Alt“ hätte kümmern sollen, ja müssen, wenn es denn tatsächlich die nächste Generation vertragskonform im Blick gehabt hätte. Genau: hätte, hätte.
„Unser Job ist also mit Abstand der wirksamste Weg, die Zukunft fairer, nachhaltiger und klimafreundlich zu gestalten(…). Die Lösungen dafür sind übrigens nahezu alle schon da – wir müssen nur noch machen.
„Team Alt“ hat politisch die Mehrheit – und macht immerzu Gebrauch davon
Ein Hauptgrund für diese Gefühlslage resultiert sicherlich daraus, dass Wahlen hierzulande schon fast traditionell vom übergroßen „Team Alt“ gewonnen werden. Punkt. Das machte und macht es für „Team Jung“ natürlich nicht leicht, Einfluss auf den Gang der Dinge zu nehmen. Oder sich zumindest Gehör zu verschaffen. Sicherlich, seit Fridays for Future ist da was im Wandel, wobei man selbst beim Klima (also dem Zukunftsthema schlechthin) den Eindruck haben muss, dass die von „Team Jung“ zuletzt lautstark eingeforderte Kraft der Vernunft noch recht lange mit Bremswirkungen zu kämpfen haben wird. Mit Genervtheit, Ignoranz, Achselzucken, solche Dinge eben. Von Krieg ganz zu schweigen.
Und das ist blöderweise nur der Leuchtturm der Generationenproblematik, auf die „on top“ noch so sexy Themen wie das Renteneintrittsalter bzw. unser umlagefinanziertes Sozialsystem kommen. Da freut man sich dann eher auf den Wetterbericht. Verdrängung dient ja auch dem Selbstschutz.
Fachkraft-Erhebung lieferte 2021 eindeutige Ergebnisse: Daumen runter von studentischer Seite
Eingebunden in die Erhebung waren mehrere Teilaspekte wie die Klimaentwicklung oder Gefahr von Altersarmut, wobei den Beginn der nun folgenden Ergebnisdarstellung die ganz allgemeine Frage aller Fragen markieren soll: „Wie generationengerecht finden Sie Deutschland?“
Das Votum hierzu fiel, um es gleich offen zu sagen, eindeutig aus. Denn mehr als zwei Drittel aller Befragten empfinden die Situation hierzulande momentan als ungerecht – und zwar zulasten junger Generationen, damit da kein Missverständnis entsteht. Hinzu kommen spannende Unterschiede in der studentischen Wahrnehmung. Auf weiblicher Seite etwa sieht man die Lebenswirklichkeit in rund 73 Prozent der Fälle als nicht generationengerecht an, wogegen auf männlicher Seite „lediglich“ 61 Prozent diese Einschätzung teilen.
Oder auch das: Während MINT-Studierende die Situation in 58 Prozent der Fälle kritisch sehen, fällt das negative Urteil aller Nicht-MINT-Studierenden mit 75 Prozent fast deprimierend aus. Vor allem aber ist völlig egal, wen man fragt: Aus Sicht aller von uns befragten Studi-Gruppen steht Deutschland gerade explizit generationenungerecht da. „Team Alt“, und jetzt?
„Dass sich die Mehrheit der befragten jungen Menschen bei der politischen Mitbestimmung gegenüber alten Generationen benachteiligt fühlt, liegt daran, dass uns noch immer vor allem alte weiße Männer sagen wollen, wo es lang geht – und wie.
Dieser Artikel erschien in unserer Fachkraft 2030 Jubiläumsausgabe.
Julia Menke
Meine Leidenschaft sind Bücher, deshalb studierte ich Literatur, Kultur und Medien mit dem Begleitfach Sprache und Kommunikation an der Uni Siegen. Nach meinem Volontariat im PR- und Marketingbereich und einigen Jahren in einer Agentur in Köln, bin ich ins Marketingteam zu jobvalley gekommen. Hier bin ich als Teamlead Content & PR tätig. Nebst dem Strategischen liebe ich es jedoch nach wie vor zu schreiben!
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