Nach dem Schulabschluss ist vor Studienbeginn. Und so zieht es zunächst viele Schüler*innen raus in die Welt und zu Beginn des Studiums in gefragte Unistädte – in meist unterschiedliche Bundesländer. Jedoch sind die Länder, die bei angehenden Studierenden noch hoch im Kurs stehen nicht die Gleichen, die nach einem Hochschulabschluss gefragt sind.
Diese Ergebnisse gehen aus der neuen Studie zur Binnenmigration hervor, die wir im Rahmen unserer Fachkraft 2030-Reihe gemeinsam mit dem Department of Labour Economics der Maastricht University erarbeitet haben. Rund 22.000 Studierende in der Bundesrepublik nahmen an der Befragung teil.
Gewinner und Verlierer
Nur vier Bundesländer verzeichnen einen positiven Saldo, darunter der industrie- und wirtschaftsstarke Süden mit Bayern und Baden-Württemberg und die Metropolen Berlin und Hamburg. Diese Länder erhalten mehr Uni-Absolvent*innen für den Arbeitsmarkt, als sie selbst ausgebildet haben. Größter Verlierer ist Sachsen-Anhalt mit einem Negativ-Saldo von 63,1 %. Das heißt: Bspw. in Sachsen-Anhalt wollen pro 10 Studierende nur 4 dort in den Beruf einsteigen.
Durch die starke Abwanderung von akademischen Fachkräften in vier Bundesländer, verteilen sich die Bildungskosten für deren Studium sehr ungleich. In anderen Worten: Andere Bundesländer tragen die Bildungskosten für die Arbeitskräfte dieser Gewinner-Länder.
Größter Gewinner: Hamburg mit einem Plus von über 1,2 Milliarden Euro
Größter Verlierer: NRW mit einem Minus von mehr als 676 Millionen Euro
Der Saldo in Hamburg von fast 116 % bedeutet, dass auf 100 Hamburger Studierende 216 Absolvent*innen kommen, die nach dem Abschluss in Hamburg bleiben oder aus anderen Bundesländern zuziehen. Die anderen 12 Länder bilden hingegen mehr Studierende aus als sie Absolvent*innen anziehen oder im Land halten können.
Damit verfestigt sich ein Trend, der sich bereits bei unserer letzten Studie zu diesem Thema 2018 abgezeichnet hat. Während vor allem die Stadtstaaten Berlin und Hamburg sowie der industriestarke Süden von gut ausgebildeten Hochschulabsolvent*innen profitieren, gehen Standorte in den neuen Bundesländern oft leer aus. Obwohl sie die hohen Bildungskosten für die Studierenden tragen. – Eckhard Köhn, jobvalley
Die Rangliste bleibt im Vergleich zu 2018 größtenteils unverändert. Hervorzuheben ist aber, dass auch Hamburg und Berlin an Attraktivität verlieren – im Vergleich zu 2018 haben sie einen um 44,2 und 10,7 %-Punkte geringeren positiven Saldo. Dafür gewinnen die umliegenden Länder: Brandenburg hat im Vergleich zu 2018 ein Plus von 9,5 %-Punkten, Schleswig-Holstein ein Plus von 5,9. Deutlich verloren hat dagegen Nordrhein-Westfalen von -8,1 % zu -14,0 %.
Die Miete ist ein riesiger Kostenpunkt für Berufseinsteiger*innen. Sowohl Hamburg als auch Berlin verzeichnen hier eine explosive Preissteigerung. Das macht die umliegenden Länder dafür umso interessanter für Uni-Absolvent*innen. Daneben sehen wir auch in Sachsen ein Plus (6,5 %-Punkte zu 2018), das wahrscheinlich auf die bei jungen Leuten gestiegene Attraktivität von beispielsweise Leipzig zurückzuführen ist – viel Lebensqualität für vergleichsweise geringe Mieten. Für Bayern und Baden-Württemberg scheinen solche Regeln nicht zu gelten: Beide Länder gewinnen sogar noch an Attraktivität dazu, trotz hoher Lebenshaltungskosten – die starke Industrie bleibt dort weiterhin ein Anziehungspunkt. – Eckhard Köhn, jobvalley
Ausbildungskosten: Neue Bundesländer zahlen für Hamburg, Berlin, Bayern und Baden-Württemberg
Jede*r Studierende kostet das Bundesland, aufgrund der Ausbildung, Geld. Eine ungleiche Verteilung von Bildungskosten ist da nicht förderlich, da ohnehin schon wirtschaftsstarke Länder von den anderen mitfinanziert werden. Geht also eine gut ausgebildete Fachkraft mit dem Umzug in ein wirtschaftsstärkeres Bundesland verloren, verschleppt sie somit auch die Ausbildungskosten, die zuvor investiert wurden.
Hamburg gewinnt auf diesem Weg mehr als 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Nordrhein-Westfalen hingegen investiert jährlich rund 676 Millionen Euro, die anderen Ländern zugutekommen.
Dabei gibt es durchaus Chancen, um die Abwanderung von Fachkräften in andere Bundesländer zu vermeiden. Unternehmen und Länder müssen bereits während des Studiums damit beginnen, um künftige Fachkräfte zu werben. Das klappt durch attraktive und studiennahe Studentenjobs, die bereits Aufstiegschancen bieten, und durch frühzeitige Übernahmeangebote. Als digitale Plattform für flexibles Arbeiten und Workforce as a Service Dienstleister sowie Arbeitgeber von monatlich mehr als 10.000 Student*innen und Young Professionals empfehlen wir das auch unseren Unternehmenspartnern – und sie haben Erfolg damit. – Eckhard Köhn, jobvalley