Die Anzahl der in Deutschland Studierenden nimmt stetig zu und mit ihr steigt auch das Studienangebot. Über 2,8 Millionen Hochschüler verteilen sich auf über 8.200 Bachelor- und rund 8.000 Master-Studiengänge. Die Wirtschaftswissenschaften erfreuen sich bei den Studenten ganz besonderer Beliebtheit.
Deutsche Hochschulen: Anzahl der Studenten nimmt zu
Zum 16. Deutschen Bundestag einigte sich die Große Koalition 2005 auf einen Zielwert von 40 Prozent Studienanfängern. 2008 wurde dieser zum ersten Mal erreicht. Insbesondere durch die G8-Reform und die damit verbundenen doppelten Abiturjahrgänge sowie die Aussetzung von Wehrpflicht und Zivildienst, kam es ab 2011 erneut zu einem starken Anstieg der Studienanfängerquote, welche im Jahr 2013 ihren bisherigen Höchstwert von 58,5 Prozent erreichte. Bis zum Jahr 2015 blieb die Quote auf diesem hohen Niveau stabil, erst in 2016 kam es erstmals wieder zu einem Rückgang – auf nunmehr 55,5 Prozent.
Die absolute Zahl der Studienanfängerinnen und Studienanfänger jedoch blieb mit 505.910 in etwa auf Vorjahresniveau. Dennoch steigt die Zahl der Hochschülerinnen und Hochschüler an deutschen Hochschulen insgesamt weiter an und lag 2016 auf einem erneuten Rekordniveau von 2.806.063.
Mit dem Studentenzuwachs steigt auch das Angebot
Auch das Studienangebot in Deutschland ist in den letzten Jahren aufgrund von Diversifikation immer weiter gewachsen. In Zahlen bedeutet das laut Angaben der Hochschulkonferenz 8.298 Bachelor- und 8.099 Master-Studiengänge zum Wintersemester 2015/16. Hinsichtlich der Anteile der von „Fachkraft 2020“ seit 2012 beobachteten 14 übergeordneten Fachbereiche lassen sich im Vergleich zu den Vorjahresergebnissen im Wintersemester 2014/15 auf den ersten Blick nur geringfügige Veränderungen erkennen.
Im Spitzenfeld hat sich nicht viel bewegt. Die Wirtschaftswissenschaften führen die Tabelle mit einer Belegung durch 20,9 Prozent der Studierenden in Deutschland weiterhin an. Allerdings liegen sie aktuell um 0,5 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert von 21,4 Prozent, womit der in den letzten Jahren beobachtete Trend eines stetigen Zuwachses dieses Fachbereiches zumindest vorübergehend gestoppt zu sein scheint. Wie schon im Vorjahr folgen darauf die Ingenieurwissenschaften (18,1 %) sowie die Geistes- und Sozialwissenschaften (11,6 %).
Ingenieurwissenschaften legen zu
Anders als die Wirtschaftswissenschaften verzeichnen die Ingenieurwissenschaften eine vergleichsweise deutliche Steigerung von 1,2 Prozent. Der Anstieg der Quote im Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften von 11,2 Prozent (WS 2014/15) auf nun 11,6 Prozent stellt ausgehend von den 11,0 Prozent der Befragung zum Wintersemester 2013/14 die zweite Steigerung in Folge dar. Jedoch verbleibt der Fachbereich unterhalb des im Wintersemester 2012/13 ermittelten Ausgangswertes von 12,3 Prozent.
Auch die Analyse auf Länderebene verdeutlicht, dass wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge mehrheitlich die Spitzenpositionen belegen, faktisch exakt in acht Bundesländern. Dicht dahinter folgen die Ingenieurwissenschaften, die in mittlerweile sieben Fällen das meistgewählte Fach bilden. Mit Ausnahme von Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern belegen beide Fächer in allen Bundesländern die ersten beiden Plätze.
In Sachsen-Anhalt liegen die Ingenieurwissenschaften auf Rang drei hinter den Sozial- und Geisteswissenschaften. In Mecklenburg-Vorpommern liegen die Naturwissenschaften auf Rang zwei, die Ingenieurwissenschaften nur auf Rang vier. Die Sozial- und Geisteswissenschaften finden sich in 11 Fällen auf Platz 3. Nur vereinzelt schaffen es andere Fächer auf den dritten Rang, so zum Beispiel die Sprach- und Kulturwissenschaften in Brandenburg (15,8 %) sowie Medizin und Gesundheitswissenschaften im Saarland (11,9 %).
Studitemps-Fazit: Die Anzahl der in Deutschland Studierenden wächst stetig und mit ihr steigt auch die Breite deutscher Studienangebote. Durch die zunehmende Spezialisierung und Vereinzelung von Studienfächern kann kritisch betrachtet die deutsche Bildungslandschaft Gefahr laufen, die Vermittlung eines breiten Wissensspektrums und somit der universitären Aufgabe einer umfassenden wissenschaftlichen Qualifikation nicht mehr ausreichend gerecht zu werden. Durch Studentenjobs, Praktika oder Abschlussarbeiten in Unternehmen gibt es allerdings Möglichkeiten, den Fachkräften von morgen schon früh den Weg in die Konzerne der Branche zu ebnen. In Zeiten des Fachkräftemangels sollte diese Entwicklung also eher positiv bewertet werden.
Die hier aufgeführten Zahlen beruhen auf der Befragung von rund 41.000 Studierenden, die an der 7. und 8. bundesweiten Erhebung zur Studienreihe „Fachkraft 2020“ teilgenommen haben. Die Befragungen werden seit 2012 zweimal pro Jahr in wissenschaftlicher Kooperation zwischen Studitemps, Constata und dem Department of Labour Economics der Maastricht University durchgeführt.