Es wird viel über die jungen Arbeitnehmenden, oftmals generalisierend als Generation Y und nachfolgend Z benannt, geschrieben und spekuliert. Gerade im Bezug auf ihren Arbeitsethos herrschen starke Meinungen. Die Young Professionals wollen kaum leisten und fordern viel, Führungsrollen wollen sie nicht übernehmen, einen festen Arbeitsplatz tauschen sie gerne gegen Home-Office. Digitales Nomadenleben oder gleich das Sabbatical, auf den Dienstwagen sollen sie wohlwollend verzichten denn der Obstkorb sei für sie das höchste Gut.
Teilweise sind das Meinungen und Eindrücke aus der Führungsriege, teils kommen solche Schlagzeilen aus klein angelegten Studien. In diesem Artikel wollen wir uns die jungen Arbeitnehmer*innen einmal genauer in Form von Zahlen und Daten ansehen. Als Personaldienstleister für Studierende und Absolvent*innen wissen wir, wie (angehende) junge Akademiker*innen in Deutschland arbeiten wollen. Was bewegt und motiviert sie in ihrer Studienzeit sowie beim Eintritt in das Arbeitsleben? Wir haben Antworten. Zusammen mit der Maastricht University erheben wir seit 2012 zweimal im Jahr aufwendige Studien zum studentischen Leben und Wünschen mit Blick auf den zukünftigen Arbeitgeber – die Studienreihe Fachkraft 2030. Insgesamt haben bereits über 300.000 Studierende an den Studien teilgenommen.
Hier wollen wir eine Metastudie aus den Ergebnissen der vergangenen Jahren vorstellen. Speziell zu den Wünschen bezüglich des Arbeitsleben von Studierenden in späteren Semestern sowie Absolvent*innen haben wir Informationen herausgestellt. Vorweg die Kerndaten zu den Absolvierenden: Im Durchschnitt sind diese beim Arbeitsmarkteintritt 25 Jahre alt, haben 6 Jahre lang an einer Hochschule studiert und schließen den Bachelor mit einer Zwei Minus ab.
Gehaltserwartung: Oftmals ist das Einstiegsgehalt höher als erwartet
Während 2012 die Gehaltserwartung der Student*innen noch bei 36.000 Euro nach dem Studium lag, sind es 2022 bereits 44.000 Euro Jahresgehalt. Interessant sind die Gehaltserwartung und die tatsächlichen Gehälter, verteilt nach Studiengängen. So zeigt sich: Die meisten Studierenden und Absolvent*innen bekommen in der Praxis mehr Gehalt, als sie erwartet hatten. Einzig Rechtswissenschaftler bzw. Juristen erhalten deutlich weniger, als erhofft.
Werden weiter die erwartete Zufriedenheit und das erwartete Gehalt in Verhältnis gesetzt, zeigt sich, dass Absolventen auf einen positiven Effekt zwischen Gehalt und Zufriedenheit spekulieren. Mehr Geld entspricht also mehr Zufriedenheit. Höchste Zufriedenheit und Gehälter erwarten Absolventen, die in die Bereiche Software / Hardware, Automobil, sowie Chemie und Banken einsteigen wollen.
Paradox: Absolvierende die eine Karriere in den Medien anstreben, erwarten wenig Gehalt, aber ebenso wenig Zufriedenheit im Job. Trotzdem gibt es immer einen hohen Anteil, der diesen Karriereweg anstrebt. Das zeigt auch: Absolventen entscheiden sich nicht per se für Branchen mit hoher erwarteter Jobzufriedenheit oder Gehalt.
Arbeitszeit: Absolvierende rechnen mit einer 40-Stunden-Woche oder mehr
Im Schnitt erwarten Absolvent*innen eine Arbeitszeit von 40 h, 55m und 12s pro Woche im ersten Job. Es gibt auch einen Teil, der sich direkt eine Teilzeitstelle zwischen 20 und 40 Stunden vorstellen kann (16 %) oder sogar weniger als 20 Stunden erwartet (3 %).
Der Großteil stellt sich allerdings die klassische 40 Stunden Woche oder mehr vor – denn: insgesamt erwarten 29 % sogar mehr zu arbeiten als 40 Stunden (12 % zwischen 40 und 50 Stunden, 17 % mehr als 50 Stunden). Unternehmen müssen also keineswegs mit einem geringeren Arbeitswillen oder dem Wunsch von weniger Arbeitsstunden als der klassischen 40 Stunden Woche bei jungen Arbeitnehmer*innen rechnen.
Boni: Womit Absolvierende gelockt werden können
Was in der Vergangenheit junge Talente angelockt hat, ist heute nur noch nebensächlich:
Das Smartphone ist längst ein Alltagsgegenstand geworden, Fitnessstudioverträge bereits privat abgeschlossen und kostengünstig zu halten, ein eigenes PC-Setup gehört eher zur Selbstverständlichkeit. Essen und Getränke als Benefits am Arbeitsplatz klingen schon abgeschmackt, sind aber weiterhin relativ günstige und dennoch effektive Anreize.
Über die Hälfte der Absolvent*innen reizt ein anderes Thema: Fortbildungen sind für sie das wichtigste Benefit. In einer rasanten Welt überlebt der, der sich ständig weiterbildet und auf dem neuesten Stand bleibt, das wissen natürlich auch Studiumsabsolvent*innen.
Von Bali aus zu arbeiten, ist der Traum der Wenigsten
Im Zusammenhang mit New Work und den heutigen Wünschen der Arbeitnehmenden, klingt ein Thema besonders oft an: Home-Office-Arbeitende und in Ausnahmefällen sogar der Working-Nomad, der sich gar nicht örtlich binden will.
Tatsächlich wollen immerhin 13 % der Absolvent*innen im Anschluss des Studiums im Ausland arbeiten – das sah 2012 mit 21 % noch anders aus. Die Mehrheit aber will im Büro arbeiten (ca. 75 %) und am besten an einem festen Arbeitsplatz bzw. Schreibtisch – Feste Arbeitsplätze werden doppelt so häufig präferiert wie Flex-Spaces.
Was wird in der Praxis umgesetzt?
Es gibt einige Unternehmen, die diese Wünsche und Erwartungen junger Arbeitnehmer erkannt haben, umsetzen und dafür auch mit Bewerbungen von Top-Nachwuchskräften belohnt werden.
Wir sind der Meinung, dass es sich lohnt den Perspektivwechsel zu wagen, denn wer als Arbeitgeber junge Talente für sich gewinnen möchte, muss sie verstehen.