Der Begriff Generationengerechtigkeit steht für die Verteilungsgerechtigkeit von materiellen Ressourcen, von Lebenschancen und -qualität zwischen den Generationen. Daran geknüpft ist per Definition die Forderung, dass jede Generation so verantwortungs- und maßvoll leben sollte, dass nachfolgenden Generationen keine unzumutbaren Lasten wie zum Beispiel überbordende Schulden oder Umweltschäden entstehen.
Dass das insbesondere im Bereich Wirtschaft und Politik zurzeit eher clasht ist kein Geheimnis. Die jüngere Generation lässt das Gefühl nicht los, dass vor allem politische Entscheidungen getroffen werden, die lediglich das Hier und Jetzt und nicht das Morgen im Auge behalten. Während in einigen Medien also bereits vom „Krieg der Generationen” gesprochen wird, geht es vielmehr darum, den Konflikt zwischen Alt und Jung, heute und morgen zu thematisieren. Bewegungen jüngerer Generationen wie Fridays-for-Future sind kein Novum, auch wenn der Schwerpunkt hier auf dem Klimawandel liegt.
Apropos: der Klimawandel als Anführer der Generationenungerechtigkeit
Die Sonderauswertung unserer Studie Fachkraft 2030 beschäftigt sich intensiv mit der Fragestellung, wie generationengerecht oder -ungerecht ist Deutschland denn nun. Hierzu wurden Studierende zu den Folgen des Klimawandels, politischer Mitbestimmung und den Chancen am Arbeitsmarkt befragt. Fast 70 Prozent aller Teilnehmenden antworteten auf die Frage „Wie generationengerecht finden Sie Deutschland?“ mit „Ungerecht – zulasten junger Generationen“.
Die größte Ungerechtigkeit erfährt die junge Generation laut Studie also beim Thema Klimawandel. So gaben 82 Prozent der Befragten an, dass die Generation ihrer Eltern sich nicht gut genug um den Klimaschutz gekümmert hat, wobei von den weiblichen Befragten sogar 86 Prozent vollumfänglich oder eher zustimmten. Um dieses Versäumnis wiedergutzumachen, sind 66 Prozent der Teilnehmenden sogar der Meinung, „Team Alt” solle sich finanziell stärker an der Erreichung der Klimaziele beteiligen.
Und wie blicken die Student*innen in die Zukunft unseres Klimas? Von Optimismus keine Spur! Immerhin gaben 86 Prozent an, besorgt oder eher besorgt über die Folgen des Klimawandels zu sein. Auf weiblicher Seite wird sogar die 90 Prozent-Marke geknackt, bei den männlichen Befragten liegt der Wert immerhin bei 81 Prozent. Zum Vergleich: Ein Jahr früher lag der Wert bei allen Studierenden noch bei 77 Prozent.
Es zeigt sich also ein immer größer werdendes Perspektivproblem, um welches sich die älteren Generationen hätten kümmern sollen. Nur leider haben sich zu gegebener Zeit nur wenige mit den Folgen für kommende Generationen auseinandergesetzt.
Politische Mitbestimmung – ein großes Konfliktfeld
Weil ältere Menschen in Deutschland die Mehrheit bilden, werden sie aus wahltaktischen Gründen häufig bei politischen Entscheidungen begünstigt.
Diese kritische Aussage zur politischen Mitbestimmung trifft bei den Student*innen auf große Zustimmung. Insgesamt 78 Prozent stimmen ihr (teilweise) zu und sehen es als ungerecht an, wenn wichtige Zukunftsfragen maßgeblich von älteren Generationen entschieden werden. Wahlen werden in der Regel von der großen Mehrheit von „Team Alt” gewonnen, sodass es „Team Jung” kaum gelingen kann, sich Gehör zu verschaffen und eigene Entscheidungen zu treffen. Der Wunsch nach mehr Einfluss auf die Politik und ihre Zukunftsgestaltung ist groß! Das zeigt sich auch darin, dass sich insgesamt 64 Prozent der Befragten gegenüber der älteren Generation im Nachteil sehen, bei den weiblichen Studierenden ist der Anteil mit 68 Prozent auch bei diesem Thema wieder höher als der ihrer männlichen Kollegen.
Trotz dieser negativen Einstellung gegenüber ihrem politischen Einfluss weiß der Großteil von 56 Prozent den erreichten Wohlstand ihrer Eltern zwar zu schätzen, macht sich aber große Gedanken über die eigene finanzielle Absicherung – sei es in der Gegenwart oder im Hinblick auf die eigene Rente in ferner Zukunft. Zudem ist etwa die Hälfte der Student*innen davon überzeugt, dass Deutschland bis 2040 an Wohlstand verlieren wird.