Üblicherweise kennzeichnet der Equal Pay Day in den verschiedenen Ländern rechnerisch den Tag, bis zu dem oder ab dem Frauen unentgeltlich arbeiten würden, wenn sie ab oder bis zu dem Tag (gesamtgesellschaftlich) die gleiche Lohnsumme wie die Männer bekämen. In Deutschland fällt er 2023 auf den 7. März. Seit Jahren wird der Gender Pay Gap heiß diskutiert. Weibliche Studierende sind dieses Jahr erstmals leicht im Vorteil, aber ein Lohngefälle verzeichnet auch der akademische Jobmarkt. So wäre für Studentinnen der Equal Pay Day bereits am 2. Januar gewesen, denn in den vergangenen Jahren hat sich die Lohnlücke im Bereich der studentischen Nebenjobs zunehmend geschlossen.
Unbereinigter versus bereinigter Gender Pay Gap
Zu unterscheiden gilt hier hinsichtlich Verdienstunterschiede zwischen Männern und Frauen, Studenten und Studentinnen und bereinigter und unbereinigter Gender Pay Gap.
Der unbereinigte Gender Pay Gap vergleicht allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer*innen miteinander. Somit wird auch der Teil des Verdienstunterschieds erfasst, der beispielsweise durch unterschiedliche Berufe oder Karrierestufen verursacht wird. Dagegen misst der bereinigte Gender Pay Gap den Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen mit vergleichbaren Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien. Strukturbedingte Faktoren sind hier also weitgehend herausgerechnet.
Blickt man von dieser beruflichen Realität hin zur hochschulischen, ergibt sich dagegen ein völlig anderes Bild. Denn hier, beim studentischen Jobben, sind geschlechtsspezifische Lohnunterschiede so gut wie nicht vorhanden. Mehr noch: Aktuelle Forschungsdaten sehen weibliche Nebenjobber gegenüber männlichen erstmals leicht im Vorteil. Konkret beläuft sich der Lohnvorteil von Studentinnen auf minimale 0,3 Prozent. In der Umrechnung bedeutet dies, dass Equal Pay im hochschulischen Kontext ab dem 02. Januar galt – diesmal eben für männliche Nebenjobber, was sich nach der Entwicklung der letzten Jahre durchaus abgezeichnet hat.
Gender Pay Gap in Bezug auf Gehaltserwartung nach Studium
Gibt es im Studium kaum ein Lohngefälle, passiert etwas Entscheidendes beim Übergang in den Beruf nach Studienabschluss. Nach dem Studium sehen wir eine reale Lohnlücke und Studentinnen erwarten auch weniger Gehalt als Studenten – obwohl sie das identische Studienfach belegt haben und in derselben Zielbranche arbeiten wollen. Es geht hier also nicht um Lohnunterschiede wegen schlechter bezahlten Arbeitsbereichen oder Branchen.
Dennoch ist das Thema Lohnungleichheit damit auch für Hochschülerinnen und Hochschüler der aktuellen Generation nicht aus der Welt. Es verlagert sich den vorliegenden Forschungsdaten zufolge lediglich in die Zukunft. Dafür spricht klar, dass sich die Gehaltserwartungen von weiblichen und männlichen Studierenden mit Blick auf die berufliche Karriere deutlich voneinander unterscheiden. Und so genau in das Muster passen, das der Equal Pay Day von der Lohnrealität am beruflichen Jobmarkt zeichnet.
Die Befragung zeigte auch, dass sich die Schere der Gehaltserwartungen über den Karriereverlauf nochmals weiter öffnet. So gehen weibliche Studierende davon aus, im Alter von 55 Jahren durchschnittlich 22,5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen zu verdienen. Ein Minus von 18.350 Euro brutto pro Jahr. Bezogen auf das gesamte Berufsleben (Annahme: 35 Arbeitsjahre) lässt sich aus den Daten eine gewaltige Diskrepanz ableiten. So liegt die weibliche Gehaltserwartung im Durchschnitt rund 400.000 Euro brutto niedriger als auf männlicher Seite.
Ist das konventionelle Rollenbild weiterhin entscheidend?
Woran liegt es, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt nach wie vor weniger verdienen als Männer und die Lohnlücke eben nicht nur in den Köpfen existiert? Ist weiterhin das konventionelle Rollenbild entscheidend, wie Auftreten und Verhandlungsgeschick letztlich das (Einstiegs-)Gehalt bestimmen? Und dass es so etwas wie den Equal Pay Day überhaupt gibt?